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Eine einfache Lösung

Wie vietnamesische Bauern mit einer Plastikflasche und einer Dose kostbares Wasser sparen
Wie vietnamesische Bauern mit einer Plastikflasche und einer Dose kostbares Wasser sparen
„Sonst regnet es im März oder April. Aber dieses Jahr nicht". Hoàng Mạnh Thu schüttelt den Kopf, während er die Reihen der Kaffeepflanzen abschreitet. Über ihm steigt die unbarmherzige Sonne langsam in den Zenit, der Boden unter seinen Füßen ist mit Rissen durchzogen. Vietnam hat die schwerste Dürre seit 30 Jahren hinter sich und noch scheint das Schlimmste nicht überstanden.

Das nationale Wetterzentrum des Landes hat letztes Jahr in einigen Regionen 86 % weniger Niederschlag verzeichnet als im Jahr davor. In der Heimat von Hoàng Mạnh Thu ist jedes fünfte Wasserreservoir ausgetrocknet. Früher hat der Kaffeebauer seine fünf Hektar große Kaffeeplantage mit zwei Brunnen versorgt. „Heute“, so sagt er, „reichen nicht einmal fünf Brunnen aus."

Ein großes Problem

Vietnam ist nach Brasilien zweitgrößter Kaffeeproduzent der Welt. 2,6 Millionen Menschen leben vom Kaffeeanbau. Die meisten Anbaugebiete liegen im zentralen Hochland, wo die Landwirtschaft für über 95 % des Wasserverbrauchs verantwortlich ist. Als Folge von Dürre, Klimawandel und Bewässerung wird die Wasserknappheit zu einem wachsenden Problem. Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass die Bauern aus Unwissenheit viel zu viel Wasser verbrauchen.

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Laut einer von Nestle unterstützten Studie setzen die Kaffeebauern während der Trockenzeit 60 % mehr Wasser als nötig zur Bewässerung der Felder ein. Dieser Überverbrauch geht zulasten der Umwelt, bedroht die Zukunft der Kaffeeindustrie und kostet die Bauern bares Geld. Das Wasser aus den örtlichen Brunnen ist zwar kostenlos, doch dafür müssen die Bauern das Benzin für die Pumpen kaufen. Gleichzeitig verschwenden sie durch die unnötige Bewässerung ihrer Felder Arbeitszeit.

Eine einfache Lösung

Vietnamesischer Kaffee stammt größtenteils aus kleinen Betrieben mit Parzellen von rund ein bis zwei Hektar. Groß angelegte Messverfahren lohnen sich daher nicht. Gefragt ist eine günstige und simple Lösung, die den Bauern dabei hilft, weder zu viel noch zu wenig Wasser einzusetzen.

Keine leichte Aufgabe. Doch mit der Hilfe lokaler Nestlé Landwirtschaftsberater ist das Kunststück gelungen.Im Wesentlichen braucht man zwei Dinge: eine Wasserflasche und eine Kondensmilchdose.

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Wenn man eine Plastikflasche verkehrt herum in den Boden steckt und die Kondensierung darin beobachtet, lässt sich der Wassergehalt der Erde ganz leicht selbst überprüfen. Bilden sich in der Flasche nur ein paar wenige Wassertröpfchen, ist es Zeit für die erste Bewässerung der Saison.

Nun kommt die leere Kondensmilchdose zum Einsatz. Mit ihr lässt sich die Niederschlagsmenge messen. Ist eine normal große Kondensmilchdose zu einem Sechstel mit Wasser gefüllt, weiß der Bauer, dass etwa 100 Liter Regen auf seine Kaffeepflanzen niedergegangen sind. Entsprechend kann er die Bewässerung anpassen.

„Die Methode mit der Flasche und der Dose funktioniert sehr gut", berichtet Pham Phu Ngoc, der örtliche Leiter von Nestlés Agri-Service-Team. „Sie ist wirkungsvoller als komplizierte Messverfahren, die für die Bauern möglicherweise zu wissenschaftlich sind."

Früher wurde ein Kaffeebaum bei jeder Bewässerung mit 700 bis 1.000 Litern gegossen, erzählt er weiter. Heute erzielen die Bauern denselben Ernteertrag mit lediglich 300 bis 400 Litern. Damit sparen sie mehr als 50 % Wasser ein.

Vernetzte Bauern

Die Methode mit der Flasche und der Dose funktioniert sehr gut. Sie ist wirkungsvoller als komplizierte Messverfahren. Pham Phu Ngoc, Leiter Nestlé Agri-Service-Team

Pham Phu Ngoc hat mitgeholfen, die neue Messmethode unter den 20.000 Mitgliedern des Nestlé Netzwerks Farmer Connect, das das Unternehmen mit Kaffee beliefert, zu verbreiten. Während der Wasserverbrauch in weiter entwickelten Ländern durch moderne Verfahren gesenkt wird, zeigen Aufklärungsmaßnahmen und einfache Techniken im ländlichen Vietnam eine größere Wirkung. Dose und Plastikflasche sind ein gutes Beispiel dafür, wie alltägliche Gegenstände sinnvoll eingesetzt werden können.

Hoàng Mạnh Thu – der zuletzt sogar aus fünf Brunnen kaum genug Wasser herausbekam – ist einer der vielen Bauern, die von dieser Lösung profitieren. Seit er die neu erlernte Messmethode anwendet, konnte er den Ertrag um mehr als 10 % steigern und gleichzeitig den Wasserverbrauch deutlich senken. Stolz erzählt er, dass er nun ein Drittel weniger Dünger und nur noch halb so viel Arbeitszeit, Strom und Kraftstoff braucht.


Nestlé klärt die Farmer-Connect-Bauern in Vietnam umfassend darüber auf, wie sie noch mehr Wasser sparen können. Grundlage dafür bilden die Nescafé Better Farming Practices, die das Unternehmen gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation Rainforest Alliance entwickelt hat und die Teil des internationalen Nescafé Plans sind.

Zusammen mit der Schweizer Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit unterstützt das Unternehmen auch Kaffeebauern, die keine Zulieferer sind, beim Wassersparen.

„Die Flaschen-/Dosen-Methode ist ein simples Verfahren, um den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens zu messen", so Carlo Galli, Nestlés Technical Manager of Water Resources am Stammsitz des Unternehmens in der Schweiz. „Am Beispiel Vietnam sehen wir, dass es oft weniger um High-Tech geht, als um gesunden Menschenverstand und einfache Lösungen."