Frankfurt am Main, September 2018 - Mit einem Mal ist das eigene Kind wie verwandelt: Es hört nicht mehr und möchte ständig etwas haben – und zwar am besten sofort. Bekommt es dann seinen Wunsch erfüllt, wie etwa den Schokoriegel aus dem Kassenbereich, ist das aber auch nicht immer das Richtige. Schlagen wir daraufhin eine Alternative vor, werden wir immer wieder mit einem „Nein“ konfrontiert. Die Autonomiephase, auch bekannt als „Trotzphase“, tritt ein. Und das ist wichtig, denn sie bedeutet: Aus Babys werden langsam Kleinkinder mit eigenem Kopf. Eltern nehmen nun einen besonders großen Einfluss darauf, wie sich das eigene Kind weiterentwickelt. Dr. Nicole Strüber, Dipl.-Biologin, Neurobiologin und Wissenschaftsautorin, und Bübchen geben Tipps, wie Eltern die kleinen Sturköpfe in dieser Phase am besten begleiten und gelassen reagieren, wenn es einmal unangenehm wird.
Was ist die sogenannte Autonomiephase?
Das ist die turbulente Phase im Leben eines Kindes, in der es beginnt, sich zu lösen und unabhängig zu werden. Es kann sich nun sprachlich ausdrücken, wird motorisch geschickter und – sehr wichtig – entwickelt ein Ich-Bewusstsein. In ihm reift das Wissen darum, ein Individuum zu sein, mit Bedürfnissen, Wünschen, Gefühlen und der Möglichkeit, allen Aufforderungen ein „Nein“ entgegenzusetzen. Diese Ich-Entwicklung beruht auf einer zunehmenden Reifung des Gehirns. Aber das Gehirn kann noch nicht dieses Wollen und Fühlen hemmen, wenn etwa Bedürfnisse verschoben werden müssen oder ein Wutanfall unangebracht ist. Es kann sich auch noch nicht in andere Menschen hineinversetzen und deren Perspektive einnehmen.
Gibt es von Kind zu Kind Unterschiede in dieser Phase?
Und wie! Einige Kinder sind ungeduldiger als andere, manche können Frustrationen schlechter aushalten, und wieder andere können Belohnungen weniger gut aufschieben. Das liegt unter anderem an den Genen – die beeinflussen nämlich auch, ob ein Kind besonders unerbittlich oder eher kooperativ ist. Darüber hinaus spielt beispielsweise auch eine Rolle, ob die Mutter vorgeburtlich erheblichen Stress erlebt hat. Wenn ja, dann kann auch dies damit verbunden sein, dass das Kind sehr reizbar ist. Diese Einflüsse sind daran beteiligt, wie leicht wir mit unserem Zweijährigen Kompromisse aushandeln können.
In welchem Alter tritt die Autonomiephase ein und wie lange dauert sie an?
Sie tritt ein, wenn Kinder im zweiten Lebensjahr sprachlich und motorisch unabhängig werden und mit etwa 18 Monaten beginnen, ein Selbstkonzept zu entwickeln. Sie endet, wenn Kinder anfangen, ihre Gefühle und Bedürfnisse je nach Situation regulieren zu können und sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Diese Fähigkeiten entwickeln sich von Kind zu Kind unterschiedlich, daher kann auch der Zeitverlauf der Phase variieren. Als grobe Angabe wird häufig das Alter von zwei bis vier Jahren genannt. Wichtig ist, dass ein Kind die Fähigkeiten zur Selbstregulation und zur Perspektivübernahme lernt, indem seine Bezugspersonen – Eltern, Großeltern, Erzieher – das feinfühlige Miteinander vorleben. Ein liebevolles Eingehen auf das Kind kann deshalb ein schnelles Ende der Phase fördern.
Warum ist die Autonomiephase so wichtig?
Das Kind muss das Ich-Sein üben und die Abgrenzung trainieren. Es muss lernen, seine Bedürfnisse und Gefühle in Worte zu fassen, und dabei erfahren, was sie bei anderen auslösen. Schließlich muss es ebenso lernen, die eigenen Bedürfnisse im Einklang mit den Anforderungen der Umwelt und den Bedürfnissen anderer aufzuschieben und die eigenen Gefühle zu regulieren. Das Gehirn des Kindes weiß, welche Informationen über die Welt ihm fehlen, und hält das Kind dazu an, sich so zu verhalten, dass es sie erhält. Findet es diese Informationen, während es danach sucht, dann speichert es die Inhalte besonders gut ab. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder bis zu einem gewissen Grad autonom ihren Alltag mitbestimmen: Sie lernen dabei, was sie lernen müssen.
Wie können Eltern ihr Kind in dieser Phase mit Schutz und Geborgenheit unterstützen?
In dieser Phase explodiert es im Kind, immer wieder. Wünsche wollen unbedingt und sofort realisiert werden. Es muss in dieser Zeit die Erfahrung machen, dass es diese Wünsche und Gefühle auch haben darf, dass diese zu ihm gehören und dass es trotz seiner eskalierenden Wut geliebt wird. Signalisieren die Eltern dem Kind, dass sie um seine Gefühle wissen („Du bist furchtbar wütend, weil du jetzt aufhören musst zu spielen, ja? Das verstehe ich!“), und bieten sie ihm vor diesem Hintergrund Kompromisse an („Wir müssen trotzdem los, aber möchtest du vielleicht die Sachen einfach mit ins Auto nehmen? Du entscheidest!“), dann lernt das Kind nicht nur, seine Gefühle als Teil seines Selbst zu akzeptieren und sie in Worte zu fassen, sondern auch Strategien, damit umzugehen.
Hilft es, in der Autonomiephase verstärkt Grenzen zu setzen?
Manchmal sind Grenzen nötig. Zum Beispiel dann, wenn etwas gefährlich ist, wenn das Kind sich oder andere verletzen könnte oder wenn der Alltag dies erfordert. Wichtig ist aber zum einen, welche Motivation hinter dem Setzen von Grenzen steht. Es ist nicht erforderlich, dass Grenzen gesetzt werden, damit das Kind lernt, Frustrationen auszuhalten oder sich anzupassen. Dies lernt es am besten, wenn es liebevoll darin unterstützt wird, seine Emotionen zu regulieren und ein positives Selbstbild aufzubauen. Zum anderen ist wichtig, wie wir Eltern die Grenzen vermitteln. Oft denken wir in unserem gestressten Alltag nicht daran, den Kindern Verständnis für ihre Gefühle entgegenzubringen und mit ihnen Kompromisse auszuhandeln. Wir wollen einfach nur, dass das Kind funktioniert. Schnell und ohne lange Erklärungen. Aber gerade so funktioniert es oft nicht.
Wie kann ein Kind motiviert werden, wenn es partout nichts möchte und allem ein „Nein“ entgegensetzt?
Wenn ein Kind allem ein „Nein“ entgegensetzt, dann nur, weil irgendwo ein autonomes „Ja“ lauert. Wenn es alles ablehnt, dann deshalb, weil es irgendetwas anderes fortsetzen möchte. Was dies ist, das müssen die Eltern herausfinden, um Kompromisse zu finden. Nicht immer erschließt sich aber für uns der Sinn dessen, was unsere Kinder so tun. Wir denken vielleicht, es sitzt da mit fünf Bauklötzen und macht gar nichts – insgeheim fragt es sich aber gerade, wie es daraus zwei gleiche Mengen machen kann. Trotzdem muss der Alltag weitergehen. Wir müssen das Kind irgendwie motivieren, etwa dazu, sich in das Auto verfrachten zu lassen. Damit dies gelingt, müssen wir die Gefühle des Kindes und seinen Wunsch, autonom zu sein, im Blick behalten. Wir können ihm signalisieren, dass wir seine Gefühle verstehen, und einen Kompromiss anbieten, zum Beispiel das Spielzeug mitzunehmen. Wir können dem Autonomiewunsch des Kindes Rechnung tragen, indem wir es einladen, andere Entscheidungen zu treffen – und wenn uns das auch noch mit einer Portion Humor gelingt, kann dies manchmal ein bisschen ablenken: „Möchtest du, dass dein Stoffhund heute auf dem Beifahrersitz angeschnallt wird und aufpasst, dass wir nicht falsch fahren?“
Gibt es Tricks, dem Kind „Nein“ zu sagen – zum Beispiel, wenn es das Spielzeug eines anderen Kindes nicht haben kann –, ohne dass es direkt trotzig und frustriert ist?
Als Mutter eineiiger, männlicher Zwillinge kenne ich diese Situation nur zu gut und habe mich unzählige Male mit irrwitzigen Ablenkungsstrategien oder Tauschhandelsversuchen über Wasser gehalten: „Du kannst die grüne Schaufel nicht haben, weil dein Bruder sie gerade hat, ich gebe dir aber die rote Schaufel und außerdem den blauen Eimer, den ihr so gerne mögt, ja? Nein? Dann noch die grüne Harke dazu?“ – spätestens dann bekam der Zwillingsbruder einen Wutanfall angesichts der anstehenden ungleichen Verteilung. Schließlich musste ich lernen: Wir können das Kind ernst nehmen, wir können mitfühlen und verstehen, wir können kooperieren und Kompromisse vorschlagen, wir können ablenken und zu kreativen und humorigen Höchstleistungen auflaufen: Manchmal hilft alles nicht. Das Kind trotzt dennoch und ist maximal frustriert. Und auch das gehört zur Autonomiephase: Nicht nur Kinder, auch wir Eltern müssen diese kleinen Explosionen aushalten.
Über die Expertin
Dr. Nicole Strüber, Dipl.-Biologin, Neurobiologin und Wissenschaftsautorin

Nach ihrem Biologiestudium mit Schwerpunkt Neurobiologie und Nebenfach Psychologie in Bremen nahm sie eine mehrjährige Elternzeit mit ihren Zwillingen. Sie promovierte und es folgte eine wissenschaftliche Mitarbeit am Institut für Hirnforschung in Bremen. Parallel dazu veröffentlichte Dr. Nicole Strüber Sachbücher als freiberufliche Wissenschaftsautorin. Darunter auch „Die erste Bindung. Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen“ (2016). Sachbücher schreibt sie heute weiterhin. Zusätzlich hält sie Vorträge und Seminare in Zusammenarbeit mit dem Roth Institut.

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