Renate Dziarski ist nicht nur Ökotrophologin, zertifizierte Fastenberaterin, Angestellte bei uns im Verbraucherservice und Mutter zweier Söhne, sondern auch begeisterte Hobbyimkerin. Nachdem sie ihren Kollegen bei Nestlé nun schon des Öfteren mit ihrem leckeren Honig aus eigener Erzeugung den Tag versüßt hat, kam die Idee auf, an unserem Nestlé Campus in Frankfurt Bienenvölker anzusiedeln. Und genau diese Idee wurde im April diesen Jahres in die Realität umgesetzt. Bienen sind auf unserer Wiese hinter dem Nestlé Hauptgebäude eingezogen. Der Standort und die Umgebung bieten die besten Voraussetzungen für die kleinen Insekten, die mittlerweile eine wahre Bereicherung für alle Mitarbeiter sind. Hier vor Ort gelingt es uns, das Thema Bienen erlebbar zu machen.
Renate, was hat dich dazu bewogen, privat Bienen zu halten?
Ich bin auf einem Bauernhof in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Bereits als Kind habe ich meinem Vater bei der Imkerei geholfen und so meine Leidenschaft für die Insekten früh entdeckt. Die Freude an der Natur, den Bienen und der Imkerei ist seitdem mehr und mehr gewachsen, sodass ich seit einigen Jahren selbst Hobbyimkerin bin. Und das mit großer Leidenschaft.
Warum spielen die Bienen und auch das Thema Artenvielfalt eine wichtige Rolle für dich?
Es liegt an uns, etwas zu verändern. Dafür braucht es nicht unbedingt ein ganzes Bienenvolk im Garten. Allein der Anbau bienenfreundlicher Pflanzen und Kräuter auf dem Balkon leistet bereits einen wertvollen Beitrag. Wir alle wissen über die Bedeutung der Honigbiene und überhaupt, wie wichtig die Artenvielfalt für unsere Umwelt ist. Doch das ist nicht genug. Also wollte ich Taten folgen lassen und meinen Beitrag dazu leisten, Lebensraum für Insekten zu schaffen. Mein Ziel ist es, damit auch andere Menschen zu inspirieren und vor allem zu motivieren, sich ebenfalls für die Artenvielfalt und eine gesündere Umwelt einzusetzen.
Im April diesen Jahres hast du Bienenvölker bei uns auf dem Nestlé Campus in Frankfurt angesiedelt. Wie geht es den Bienen so kurz vor der Ernte des Honigs?
Ich bin total begeistert, wie gut es den Bienen hier auf unserem Nestlé Campus geht. Nach den ersten drei Wochen musste ich bereits einen zweiten Honigraum aufsetzen. Ein Zeichen dafür, wie gut es den Bienen bei uns geht. Im ersten Honigraum konnte der Honig bereits Anfang Juli geschleudert werden. Reifer Honig ist dadurch erkennbar, dass die Honigwaben verdeckelt sind. Mit ein paar Kollegen habe ich bereits den ersten Honig verkostet und wir alle waren durchweg begeistert – der Honig schmeckt aromatisch, vielfältig und einfach lecker. Für mich ein Zeichen, dass unsere Idee genau zum richtigen Zeitpunkt umgesetzt wurde.
Gab es Herausforderungen bevor der Bienenstock gebaut werden konnte?
Ganz ehrlich? Ich erinnere mich an keine. Alle Kollegen waren mit viel Engagement und Begeisterung bei der Umsetzung der Idee dabei. Von diesem Projekt profitieren nicht nur die Bienen, sondern auch wir als Team. Im Vorfeld haben wir uns um die Bestellungen der Beuten und Materialien für die Ansiedlung des Bienenvolkes gekümmert. Als Beute bezeichnet man in Fachkreisen übrigens die Behausung der Bienen. Außerdem brauchten unsere Bienen wegen ihres Umzugs aus einer anderen Stadt ein Gesundheitszeugnis, mit dem wir sie dann beim Veterinäramt anmelden konnten. Auch hier lief alles reibungslos ab.
Warum bist du als Expertin der Meinung, dass der Nestlé Campus so gut als Standort für die Bienen geeignet ist?
Der Standort ist für die Bienen ideal. Das liegt zum einen an den vorhandenen Wasserstellen und zum anderen an den zahlreichen Grünanlagen wie beispielsweise dem Stadtwald und diversen Schrebergärten. Dadurch wird sichergestellt, dass eine hohe Pflanzenvielfalt vorhanden ist und der Lebensraum für die Bienen und andere Insekten geeignet ist.
Andersherum verdanken wir den Bienen nicht nur den wertvollen Honig, sondern die Biene nimmt eine wichtige Funktion als Bestäuber von Nutz- und Wildpflanzen ein. Anders formuliert: Reiche Ernten, üppiges Wachstum und die natürliche Artenvielfalt hängen stark von den Bienen ab.
Wie stellst du die Qualität des Honigs sicher?
Für die Qualität des Honigs orientiere ich mich an den Qualitätsstandards des Deutschen Imkerbundes. Diese sind strenger als die der EU-Verordnung.
Unser Honig ist naturbelassen und erfüllt folgende Voraussetzungen:
- Der Honig ist nicht wärmebehandelt,
- dem Honig wurde nichts entzogen oder beigefügt,
- der Wassergehalt liegt bei unter 18%.
Diese Qualitätsstandards kann ich einhalten, indem ich nur gut verdeckelte Waben schleudere und mit einem Refraktometer (einem Messgerät zur Bestimmung des Brechungsindex von flüssigen oder festen transparenten Stoffen) den Wassergehalt im Vorhinein überprüfe. Der geschleuderte Honig wird anschließend gerührt und ohne Wärmebehandlung in Gläser abgefüllt. Außerdem verwende ich Holzbeuten, was sich ebenfalls positiv auf die Qualität des Honigs auswirkt. Allerdings ist es auch wichtig, die Bienen zu schützen, unter anderem vor der Varroamilbe. Sie gilt als der gefährlichste Feind der Biene. Deshalb setze ich bei der Varroabekämpfung unter anderem auf eine naturnahe und biotechnische Behandlung, wie zum Beispiel komplette Brutentnahme.
Ist für die Zukunft geplant, weitere Kollegen in die Arbeit mit den Bienen zu involvieren?
Oh ja, das Interesse ist sehr groß. Bisher gab es durchweg positives Feedback zum Projekt. Was mich besonders freut: Es wurde der Wunsch geäußert, eine ,,Nestlé-Imkergruppe‘‘ zu gründen. Inzwischen hat sich aus einigen Gesprächen herausgestellt, dass unter den Kollegen einige weitere engagierte Hobbyimker sind.
Was denkst du, wie sieht die Zukunft der Bienen bei uns aus?
Das ist eine spannende Frage. Das Thema liegt mir sehr am Herzen und ich bin zuversichtlich, dass durch unser Engagement sowie zahlreiche weitere Initiativen der Lebensraum für Bienen, Insekten und Vögel in Zukunft noch freundlicher gestaltet wird. Auch wir bei Nestlé haben uns als Ziel gesetzt, auf unserem Campus eine Wildblumenwiese und ein Insektenhotel anzulegen.
Hast du zuletzt noch einen Geheimtipp, den du Honigliebhabern gerne mit auf den Weg geben willst?
Tatsächlich habe ich einen Tipp! Es ist wichtig, immer darauf zu achten, keine leeren Honiggläser mit Honigresten im Altglascontainer zu entsorgen. Durch die Honigreste können sich die Bienen mit Infektionen anstecken. Denn gerade im Honig können Bakterien gut überleben.