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Wer bestimmt über unser Wasser?

Das elfte Treffen des Nestlé Verbraucherrats

Der Verbraucherrat in Vittel

Der Grundwasserpegel in Vittel sinkt unaufhörlich – ein ernstes Problem. Gemeinsam mit Nestlé versuchen alle betroffenen Akteure vor Ort eine Lösung zu finden. Wie können wir auch in Zukunft sicherstellen, dass die Menschen hier stets genug Grundwasser haben? Wie lässt sich die Qualität des Mineralwassers Vittel langfristig sichern? Und welche Rolle spielt der Umweltschutz dabei? Am 27. und 28. September 2018 traf sich daher der Nestlé Verbraucherbeirat erneut in Vittel, um sich ein eigenes Bild von der aktuellen Situation zu machen. Neben Christophe Klotz (Leiter des Programms Agrivair, das Nestlé seit 1992 durchführt) stellten sich auch Mitglieder der wichtigen Wasserkommission den Fragen der Beiräte.

Der Verbraucherrat in Vittel

Der Hintergrund

Seit 1850 wird in Vittel bereits Mineralwasser abgefüllt und verkauft. Ein Großteil aus der Quelle „Bonne Source“. Hiervon benötigt Nestlé ca. 28 % des genutzten Wassers. Der Rest wird von der Käserei, der Gemeinde und den Menschen dort verbraucht. Seit langem ist bekannt, dass der Grundwasserspiegel sinken wird. 2009 war klar, dass Maßnahmen nötig werden, da die Quellen langfristig von Wassermangel bedroht sein könnten. Obwohl Nestlé den jährlichen Wasserbedarf um 20 % reduzierte (von genehmigten 1 Million m³ auf 750.000 m³) und auch andere Unternehmen dem Beispiel folgten, reicht das nicht. Eine Wasserkommission (CLE) aus 45 Mitgliedern (bestehend aus Grundbesitzern sowie Vertretern von Behörden, Umweltverbänden, Verbraucherschutzverbänden und Unternehmen) wurde daraufhin gegründet. Die Aufgabe: eine Lösung für das sinkende Grundwasser zu finden. Die CLE kam letztendlich fast einstimmig zum Schluss, dass es das Beste wäre, die Region über eine Pipeline mit zusätzlichem Wasser aus dem Norden zu versorgen und folgt damit einem Gutachten des französischen Referenzinstituts für Geowissenschaften (BRGM). Ein Großteil dieser Kosten sowie die Instandhaltung übernimmt Nestlé Waters. Doch damit sei das Thema für die Menschen in Vittel und den Nachbargemeinden noch längst nicht abgehakt. Das teilte Luc Gerecke den Beiräten vor Ort mit. Er ist Bürgermeister von Contrexéville, selbst CLE-Mitglied und hat an der Empfehlung für die Pipeline mitgewirkt.

Der Verbraucherrat in Vittel

Die Diskussion

In den Medien wurde Nestlé so dargestellt, als würden sie das Grundwasser für sich alleine beanspruchen und alle anderen müssten deshalb das Wasser aus einer Pipeline beziehen. Fakt ist aber, dass das Grundwasser sinkt – ganz gleich, wer daraus Wasser bezieht.

 

Warum ist das Thema Wassernutzung so emotional?

Für viele Menschen ist die Situation paradox: Man sitzt direkt an einer Quelle, bezieht zukünftig aber das Leitungswasser aus einer Quelle, die sich weiter nördlich befindet. Dabei ist es aber gleich, wer aus der lokalen Quelle Wasser bezieht oder nicht – der Wasserpegel würde langfristig dennoch sinken. Da Nestlé das Mineralwasser aus der Quelle zum Verkauf benötigt und zugleich einer der größten Arbeitgeber der Region ist, sehen viele Menschen darin eine Vorteilnahme durch den Konzern.

Marion Hammerl, Mitglied im Nestlé NGO-Beirat fasst die derzeitige Situation so zusammen:

„Also meine Einschätzung ist, dass es hier eigentlich eine typische Situation gibt. Es geht ums Wasser und es geht auch um Interessen und auch Interessenkonflikte. Aber es ist auch eine Situation, die aus meiner Sicht ganz gut gehandelt wird.“   

Der Verbraucherbeirat auf Spurensuche

Während der zweitägigen Sitzung des Nestlé Verbraucherrates bekamen die Teilnehmer viele Informationen und hatten zudem die Möglichkeit, andere Betroffene wie z. B. eine Farm und den Golfplatz der Region zu besuchen. Es wurden viele Fragen gestellt und auch viel diskutiert. Aber alle Teilnehmer bekamen ihre Antworten.

Britta Hiller:

„Ich muss mir eine Meinung bilden. Und dazu brauche ich Information und die auch genau da, wo ich stehe. Da muss ich irgendwie abgeholt werden [...] Ich konnte alle Fragen stellen, ich habe alle Antworten bekommen, und meine kritischen Fragen, also wenn ich jetzt wirklich kritisch gefragt habe, da hat niemand Angst vor mir gehabt, ich habe ganz, ganz klare und deutliche Antworten bekommen.“

Der Verbraucherrat in Vittel

Wasserschutz ist auch immer Umweltschutz

Ein Thema, das während der Sitzung, auch viel diskutiert wurde, war Ökologie und Nachhaltigkeit. Allein aus eigenem Interesse sorgt Nestlé mit dem Qualitätsprogramm Agrivair dafür, dass das Wasser stets die beste Qualität hat. Aus diesem Grund sind die Landwirte im Einzugsgebiet der Quelle angehalten, keine Pestizide zu verwenden. Selbst bei der Bahnstrecke sorgt Nestlé dafür, dass das Unkraut mechanisch entfernt wird, statt mit Unkrautvernichtungsmitteln. Zusätzlich gibt es Baumbepflanzungen zur Wasserfilterung sowie Habitate für Insekten (240 km Hecken). Viele Beiräte bewerten dieses Programms als vorbildlich und nachahmenswert für andere Nestlé Waters Standorte.

Verbrauchsbeirat Niclas Reuter sieht das so:

Klar, tut Nestlé Profit daraus schlagen, aber die Natur ist hier der größte Gewinner, würde ich jetzt sagen, von dem Programm, was ich jetzt heute gesehen habe.“

Auch Michael Benzing sieht zwischen wirtschaftlichen Interessen und Nachhaltigkeit keinen Widerspruch:

„Also was interessant ist, hier zu sehen, ist, dass sich eben wirtschaftliche Interessen, wie hier gutes Wasser zu produzieren, und nachhaltige Interessen nicht ausschließen, sondern gegenseitig unterstützen.“

Die Diskussion geht weiter

Das Thema Wassernutzung in Vittel wird sicherlich noch lange die Menschen beschäftigen und es wird noch viel diskutiert werden. Allen Beteiligten ist aber klar, dass die betroffenen Wassernutzer und die Menschen in der Region weiter an einem Strang ziehen werden, damit diese wichtige Ressource für alle verfügbar bliebt.

Verbraucherbeirat Michael Benzing fasst die derzeitige Situation sehr gut zusammen:

„Wir wissen: Der Grundwasserpegel sinkt. Aber Nestlé ist Teil des Problems - und Teil der Lösung.“

Wem gehört das Wasser in Vittel?

Begleiten Sie den Nestlé Verbraucherbeirat auf seiner Reise nach Vittel. Im Video klären die Mitglieder alle wichtigen Fragen zur Wasserdiskussion in Vittel und dem Agrivair-Programm.

Der Nestlé Verbraucherbeirat zu Besuch in Vittel