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Heinrich Nestle, Henri Nestlé oder Henri Nestlé-Ehmant? Was ist es denn nun richtig? Alle drei Namen sind es. Und sie alle gehören zu ein und derselben Person. Aber jeder steht für einen anderen Abschnitt seines abwechslungsreichen Lebens. Er war immerhin unter anderem Apothekergehilfe, Erfinder, Designer und legte ganz nebenbei das Fundament für den größten Lebensmittelkonzern der Welt. Aber fangen wir da an, wo es sich gehört: am Anfang.

Von Frankfurt an den Genfer See

Heinrich Nestle wird am 10. August 1814 in der Töngesgasse 33 in Frankfurt am Main geboren. Als elftes von vierzehn Kindern des Glasermeisters Johann Ulrich und seiner Frau Anna Maria. Anders als zu dieser Zeit üblich tritt er nicht in die Fußstapfen seines Vaters. Stattdessen entscheidet er sich als Jugendlicher, lieber bei einem Apotheker in die Lehre zu gehen.

Im Anschluss an seine Lehrzeit geht es dann auf Wanderschaft. Das war damals für Gesellen in allen Berufen üblich. Die Arbeit an verschiedenen Orten sollte den Horizont erweitern. Nach verschiedenen Stationen endet seine Wanderschaft schließlich in der kleinen Stadt Vevey am Genfer See. Hier absolviert er erfolgreich seine Prüfung zum Apothekergehilfen. Und mit seiner Wanderschaft endete auch sein Name.

Heinrich Nestlé Apotheke

Vom Apothekergehilfen zum Unternehmer

Um besser in die französischsprachige Gemeinschaft von Vevey zu passen, ändert der junge Heinrich das erste Mal seinen Namen. Aus Heinrich macht er Henri und seinem Familiennamen spendiert er einen Accent aigu – das ist der schräge Strich über dem zweiten „e“.

Nach Abschluss seiner Lehre hat Henri aber ein größeres Problem als seinen Namen. Er darf nämlich nach Schweizer Recht keine eigene Apotheke eröffnen. Also wird er erfinderisch. Henri erwirbt ein Wohnhaus mit angegliederter Mühle und Schnapsbrennerei und krempelt die Ärmel hoch. Denn um als Ausländer in der Schweiz bleiben zu dürfen, muss er ein sicheres Einkommen vorweisen. Schnell lernt er, wie ein Unternehmen zu führen ist und richtet sich in der Brennerei zusätzlich ein Labor ein.

 

 

Vom Unternehmer zum Erfinder

Mit immer neuen Produkten versucht Henri Nestlé sein kleines Unternehmen auf feste Füße zu stellen. Über die Fließbänder laufen Liköre, Limonaden, Öle, Kunstdünger und Zement – natürlich nicht gleichzeitig.

Währenddessen studiert Henri wissenschaftliche Fachzeitschriften und tüftelt an unterschiedlichen Produkten herum. Dabei hilft ihm seine Ausbildung als Apotheker. Zum Glück – denn es gibt auch eine große Hürde. Das Schweizer Gesetz schreibt nämlich vor, dass seine Erfindungen den Schweizer Chemikern keine Konkurrenz machen dürfen.

In dieser Zeit entwickelt er zum Beispiel einen Produktionsprozess für die Gewinnung von Flüssiggas aus Pflanzenöl. Mit diesem Gas beliefert er einige Zeit lang seine neue Heimatstadt, die damit ihre Straßenlaternen betreibt.

Doch keine dieser Geschäftsideen führt zu einem dauerhaften Erfolg. Der ließ bis 1867 auf sich warten.

Unternehmen

Der große Durchbruch

Henris großer Durchbruch beginnt mit einem großen Glück und einem großen Unglück. Das große Glück ist die Hochzeit mit der Frankfurter Arzttochter Clementine Therese Ehemant. Er lernt sie während eines Heimatbesuchs in Frankfurt kennen und verliebt sich Hals über Kopf. Durch die Arbeit ihres Vaters ist Clementine gleichzeitig schon mit dem großen Unglück vertraut. In den Großstädten Europas stirbt im 19. Jahrhundert fast jeder vierte Säugling. Eine der Hauptursachen ist Mangelernährung. Kann ein Säugling nicht gestillt werden, kommt das einem Todesurteil gleich.

Schon vorher hatte Henri mit Säuglingsnahrung experimentiert. Allerdings erfolglos. Durch seine Frau inspiriert, nimmt er seine Forschung wieder auf. Und hat 1867 endlich seinen großen Durchbruch. Er erfindet das „Kindermehl“. Das ist Säuglingsnahrung aus kondensierter Alpenmilch, Kaliumbikarbonat, Zucker und einem Zwiebackbrot aus Weizenmehl.

Die Wirksamkeit dessen konnte er auch direkt unter Beweis stellen. In seinem Bekanntenkreis wird der kleine Jules Wanner geboren. Einen Monat zu früh. Er erbricht alle ihm zugefügte Nahrung und wird schwächer und schwächer. Die Nestlés nehmen ihn bei sich auf und peppeln ihn in Rekordzeit wieder auf. Ein Erfolg der sich schnell herumspricht. Doch Henri bleibt bescheiden.

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Vom Genfer See in die Welt

Jetzt setzt Henri alles auf eine Karte: Er stellt seine gesamte Produktion auf den Verkauf und die Vermarktung seines „Kindermehls“ um. Zuerst nennt er es „farine lactée“. Das klingt deutlich besser und reimt sich Henri Nestlé. Und er designt ein Logo für seine Firma, basierend auf dem Wappen seiner Familie.

Gleichzeitig bewirbt er sein Produkt. Proben werden an Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser in ganz Europa verschickt. Er erstellt Broschüren und schreibt über sein Kindermehl in Fachzeitschriften. Der Aufwand lohnt sich. Schon sechs Jahre später füttern Mütter in 18 Ländern auf fünf Kontinenten Babys mit seinem Produkt. Die Firma wächst und wächst. Aber Henri wird natürlich nicht jünger.

Unternehmen
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Henri Nestlé-Ehmant: Von der Spitze in den Ruhestand

1875 im Alter von 60 Jahren, hat Henri genug vom Geschäftsleben. Er verkauft die ganze Firma an seine Geschäftsfreunde Gustav Marquis, Jules Monnerat und Pierre-Samuel Roussy. Inklusive seines Nachnamens: Nestlé. Deswegen nimmt er den seiner Frau an und heißt fortan Henri Nestlé-Ehmant. Was er mit einem Zwinkern kommentiert.

Zusammen mit seiner Familie zieht er in das heute als „Villa Nestle“ bekannte Haus in Glion oberhalb von Montreux. Nicht zuletzt wegen des fantastischen Ausblicks.
Dort legt er aber nicht die Beine hoch. Er bleibt bis ins hohe Alter aktiv. Zum Beispiel bezahlt er in Montreux den Bau einer Markthalle und lässt in Glion Wasserleitungen verlegen und Straßenlampen aufstellen.

Nach einem sehr bewegten Leben stirbt Henri Nestlé-Ehmant mit 76 am 7. Juli 1890. Sein Grab befindet sich in Montreux, auf dem Friedhof von Territet.
Die Ehe von Clementine und Henri bleibt kinderlos. Aber schon früh nehmen sie das Waisenkind Emma Seiler bei sich auf, die sie wie eine Tochter lieben. Sie wird auch später zur Haupterbin des Nestlé Vermögens. Aber das ist eine andere Geschichte.