Thorsten Baro und Bernd Blanke, Mitglieder des Nestlé Verbraucherbeirats, diskutieren über den mündigen Verbraucher, Verbraucherschutz und die Informationsflut in der heutigen Welt.
Der Verbraucher – wer ist das eigentlich? Und wie viel Schutz braucht er wirklich? Ein Kommentar von Thorsten Baro, Vater von zwei Kindern und Mitglied im Nestlé Verbraucherbeirat.
Als Verbraucher fühle ich mich von den zahlreichen und sehr detaillierten Informationen und Warnhinweisen auf Produkten oft überfordert: Ich lehne das ab. Am Ende will ich selbst entscheiden. Wenn ein Lebensmittel zu 99 Prozent aus Zucker besteht und mir schmeckt, dann würde ich es mir trotzdem manchmal gönnen. Ich mache mir selbst ein Bild, treffe selbst eine Entscheidung und trage die Konsequenzen.
Dass ich mir selbst ein Bild machen will, klingt wie ein Widerspruch dazu, dass ich die Vielzahl an Produktinfos ablehne. Es ist aber keiner. Denn ich will mich informieren, wenn ich das Bedürfnis und Lust dazu habe – dank Internet habe ich ja alle Möglichkeiten dazu.
Thorsten Baro ist Gründungsmitglied des Nestlé Verbraucherbeirats.
Für mich ist weniger mehr. Nährwertdaten helfen mir nur bedingt weiter. Ich müsste ja Biologie und Chemie studieren, um mit deren Hilfe zu verstehen, was in meinem Körper passiert. Deswegen wünsche ich mir nicht noch mehr Details, sondern qualifizierte, in meinen Alltag übersetzte Informationen. Warum finde ich auf meiner Tafel Schokolade keinen QR-Code, der mich auf eine Website lotst, auf der ich erfahre: „Diese Süßigkeit entspricht 45 Minuten Fahrradfahren in gemäßigtem Tempo.“? Darauf kann jeder ganz praktisch seine Entscheidung aufbauen.
Ansätze davon sehe ich schon mancherorts: Ich merke, dass viele Unternehmen besser zuhören, dass der Einfluss von uns Verbrauchern wächst. Das ist auch mein Eindruck vom Nestlé Verbraucherbeirat: Das Unternehmen ist wirklich interessiert; ich kann da etwas bewegen, wenn auch im Kleinen, und das liegt mir. Wenn mich jemand fragt, warum ich das mache, antworte ich: Ich gehe auch wählen; ich habe eine Stimme, und wenn ich die Chance habe, dass die an einer Stelle vielleicht was bewegt, werde ich sie nicht ausschlagen.
Ich esse übrigens regelmäßig eine Tafel Schokolade, aber ich fahre dann auch zum Beispiel eineinhalb Stunden Rad.
Text: Thorsten Baro // Bildrechte: privat