Hier findest Du deinen Platz - ob mit vielen Jahren Erfahrung oder als Berufseinsteiger:in. Bewirb dich jetzt bei uns!
Nestlé Dialog 2024
Feeding the Future: Unser Ernährungssystem zwischen Transformation und Kollaps?

Am 15.05.2024 begrüßte Sara Martin, Head of Public Affairs bei Nestlé Deutschland, rund 100 Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Handel und Wissenschaft beim zweiten Nestlé Dialog in Berlin. Im Zentrum der Veranstaltung stand die dringend erforderliche Transformation des Ernährungssystems. „Feeding the Future: Unser Ernährungssystem zwischen Transformation und Kollaps?“ lautete daher die Leitfrage des Abends. Nestlé Deutschland hatte erneut zum Dialog eingeladen, um mit Entscheider:innen gemeinsam über erforderliche Veränderungen, vielversprechende Lösungsansätze und noch zu meisternde Herausforderungen im Hinblick auf den Wandel des Ernährungssystems zu sprechen. Hier geht es zu den Bildern.
Drei große Transformationen müssen bewältigt werden
Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung erläuterte in seiner Keynote drei große Transformationen, vor denen wir in Deutschland aktuell stehen. Dazu gehören: die Transformation der Globalisierung und Lieferketten, die ökologische und digitale Transformation sowie die soziale Transformation. Er betonte: „Es ist eine Illusion zu glauben, dass es gelingt Produktion wieder zurück nach Deutschland und Europa zu holen, um den Krisen dieser Zeit zu begegnen. Nicht die Globalisierung ist eine Gefahr, sondern die Asymmetrie der Abhängigkeit. Ein resilienter Weg in Zeiten von geopolitischen Krisen ist die Abkehr von der just-in-time Globalisierung zur just-in-case Globalisierung.“ Außerdem wies Fratzscher auf die Relevanz der Ernährung im Hinblick auf die erforderlichen Veränderungen hin: „Ernährung kann und muss einen großen Beitrag leisten, um CO2 einzusparen. Das größte Potenzial liegt dabei in der Form, wie wir uns ernähren: Eine Umstellung mit weniger Fleisch und mehr pflanzlichen Produkten hat ein riesiges Einsparpotenzial und damit für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz.“
Im Anschluss bekräftigte Alexander von Maillot, Vorstandsvorsitzender von Nestlé Deutschland, die Notwendigkeit einer Veränderung. „Wir sind überzeugt, dass es die Transformation des Ernährungssystems dringend braucht und wir es gemeinsam schaffen können, die Weichen für die Zukunft zu stellen.“, so von Maillot. „Mit unserer Strategie ‚Good for You – Good for the Planet‘ übernehmen wir Verantwortung und treiben wichtige Themen weiter voran. Erstens, weiter an der Verbesserung unserer Produkte zu arbeiten, unsere pflanzlichen Angebote auszubauen und die Verbraucherinnen und Verbraucher durch Transparenz, Beratung und Services zu unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und zweitens, nachhaltiger zu werden. So sind wir bei unseren Treibhausgasreduktionen klar auf Kurs zur Grünen Null bis 2050 und wir setzen uns dafür ein, die Leben von Menschen innerhalb unserer Lieferketten zu verbessern, etwa im Kakaoanbau. Doch ein nachhaltiges Ernährungssystem ist eine Aufgabe, die wir nur zusammen schaffen. Daher haben wir relevante Akteur:innen zum Dialog eingeladen.“
In der abschließenden Paneldiskussion, die von Sarah Oswald moderiert wurde, diskutierten die Teilnehmer:innen insbesondere darüber, in welche Richtung sich unser Ernährungssystem zukünftig verändern muss vor dem Hintergrund multipler Herausforderungen, wie etwa dem Klimawandel, geopolitischen Krisen und disruptiven Lieferketten. Und wie es gelingen kann diese Transformation gemeinsam zu schaffen. Außerdem ging es um die Frage, wie diese Veränderungen für alle fair umgesetzt werden können, so dass sie gesellschaftlich tragfähig sind. Und wie es gelingen kann die Verbraucher:innen bei den anstehenden Veränderungen mitzunehmen. Über diese und weitere Fragen diskutierten Christian Forster, Leiter Programmentwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung des Grünen Wirtschaftsdialogs; Marie Hoffmann, Landwirtin; Christiane Seidel, Leiterin Team Lebensmittel beim Verbraucherzentrale Bundesverband sowie Anita Wälz, Director Sustainability & Corporate Communications bei Nestlé Deutschland.
In der Diskussion wurde schnell deutlich, dass die Landwirtschaft im Hinblick auf die Transformation des Ernährungssystems eine zentrale Rolle hat. So führte Anita Wälz aus, dass der Löwenanteil der CO2-Emissionen von Nestlé im Anbau der benötigten Zutaten entsteht und Partnerschaften für ein Gelingen der Transformation wichtig sind. Und die Landwirtin Marie Hoffmann betonte den Veränderungswillen ihrer Kolleg:innen und zeigte die Chancen der Veränderung anschaulich auf: „Wir als Gesellschaft müssen die Potenziale der Landwirtschaft sehen, Umwelt-, Klima-, und Artenschutzziele zu erreichen. Wir wollen Teil der Lösung sein und nicht als Verursacher gelten. Mit nachhaltigen Anbaukonzepten, die die Bodengesundheit in den Fokus stellen, wie der regenerativen Landwirtschaft aber auch neuen Innovationen und Techniken zur präziseren Ausbringung von Betriebsmitteln, wie Dünger, Pflanzenschutz und Saatgut können wir viel erreichen. Dabei gehört eine artgerechte Tierhaltung zur Nachhaltigkeit dazu, um Nährstoffkreisläufe zu schließen und wichtige extensive Grünlandhabitate zu erhalten. Des Weiteren hatte Hoffmann eine Vorstellung, wie es gelingen kann Verbraucher:innen bei der Transformation mitzunehmen: „Bildung ist der entscheidende Faktor, um das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für all diese Themen zu schärfen."
Es ging in der Diskussion aber auch um soziale Gerechtigkeit und Transparenz. So forderte Christiane Seidel, Leiterin Team Lebensmittel beim Verbraucherzentrale Bundesverband: „Wir brauchen eine stärkere Transparenz bei der Entstehung der Lebensmittelpreise. Nahrungsmittel haben sich im vergangenen Jahr besonders stark verteuert. Wir sehen jedoch, dass bei Landwirt:innen ein immer geringerer Anteil des Ladenpreises ankommt. Gleichzeitig lassen sich die Teuerungen nicht gänzlich mit Inflation und gestiegenen Energiekosten erklären. Die Lebensmittelpreise mögen derzeit nicht mehr in der Höhe steigen, aber sie verharren trotz gesunkener Energiekosten und geringerer Inflation auf hohem Niveau. Hier muss für jeden ersichtlich werden, wie sich die Ladenpreise entlang der Wertschöpfungskette bilden.“ Christian Forster, Leiter Programmentwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung des Grünen Wirtschaftsdialogs, unterstrich die Wichtigkeit des Dialogs zwischen Unternehmen und Politik. Dafür stehe auch der Grüne Wirtschaftsdialog ein. Es brauche Unternehmen, die vorangehen, jedoch müsse die Politik auch die notwendigen Rahmenbedingungen dafür setzen. Diese sollten für Unternehmen ebenso wie für Landwirt:innen umsetzbar und planbar sein.
Die Diskussion endete mit der zentralen Frage der Veranstaltung „Unser Ernährungssystem zwischen Transformation und Kollaps?“. Trotz des Bewusstseins der vielfältigen und auch großen Herausforderungen überwog die Zuversicht. Die Teilnehmer:innen der Diskussion waren sich einig, dass wir uns mitten in der Transformation befinden und bereits Fortschritte erzielen konnten. Außerdem sei „Kollaps keine Option“, so Anita Wälz abschließend.
Erfahre mehr
-
Unser Dialog mit Politik und Gesellschaft Gemeinsamen mit Stakeholder:innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und BrancheHier mehr -
Unsere Dialogformate Seit über zehn Jahren sind wir im offenen Austausch Dialog mit wichtigen Stakeholder:innen aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft.Hier mehr