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Wir bringen das ganze „Ich“ zur Arbeit

(Regenbogen-)Flagge zeigen
Pride Month
Ein Nescafé-Schichtleiter aus Schwerin, eine IT-lerin aus Leeds und ein Sales-Manager aus Frankfurt. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie fühlen sich am Arbeitsplatz sicher genug, um offen sie selbst zu sein. Und sie teilen ihre Geschichten, damit andere es ihnen nachmachen können.

Ich war glücklich mit meinem Leben. Aber mein Körper passte nicht zu mir. Also entschied ich mich dafür, endlich Ben zu sein.

Bens Arbeit bei Nestlé war schon immer aufregend. In vielerlei Hinsicht. Er startete Anfang 2014 als Azubi in unserem Nescafé Dolce Gusto Werk in Schwerin. Damals wurde das Werk gerade neu aufgebaut und Ben hat die ersten Kapseln vom Band laufen sehen. Er blieb dem Werk treu, wurde Meister und Schichtleiter. Während dieser Zeit merkte Ben, dass er zwar sehr zufrieden mit seinem Leben, aber nie ganz er selbst war. Sein Körper passte nicht zu seiner Gefühlswelt. Deswegen fasste Ben einen Entschluss: Er wollte endlich komplett er selbst sein. Und zwar nicht nur gefühlt, sondern auch körperlich. Es dauerte eine Weile, bis Ben das Ganze zum ersten Mal verkünden konnte. Ein Jahr lang pendelte er zwischen Behörden und Therapie hin und her. Wovon er damals besonders überrascht war: Dass er auf der Arbeit von allen Seiten unterstützt wurde. „Mein Werksteam stand von Anfang an hinter mir. Jetzt steht bald die erste OP an und ich habe den vollen Support vom Team und vor allem von meinem Chef. Das hat mir gezeigt, dass wir sehr gut mit solchen Sachen umgehen können.“

LGBTQ+ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer. Häufig wird es außerdem um Intersex sowie Asexuell ergänzt. Das „+“-Zeichen dient als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten.

Haltung zeigen

Eine Devise, die uns ganz besonders am Herzen liegt: Respekt kennt keine Gender-Grenzen. Uns ist es wichtig, dass sich jede:r im eigenen Arbeitsumfeld wohl und angenommen fühlt. Dazu gehört natürlich auch, dass man authentisch man selbst sein kann. Sicher, das Ganze war ein Lernprozess. Es erforderte viel Zuhören und Verstehen – und beim ein oder anderen vielleicht auch ein bisschen Umdenken. Unser Ziel war dennoch klar abgesteckt: Kein Mitglied der LGBTQ+ Community sollte sich am Arbeitsplatz abgelehnt fühlen. Deswegen vertreten wir bei Nestlé seit 2018 auch die UN Free & Equal Standards of Conduct for Business. Sie besagen, dass Gleichheit nicht nur durch Regierungen, sondern auch durch Firmen gefördert werden muss. Ein Gedanke, dem wir uns sehr gern anschließen. Doch wie geht man diesen Gleichstellungsprozess am besten an? Und wie erfüllt man die Bedürfnisse der Community-Mitglieder? Bei Nestlé: durch die Gründung von LGBTQ+ Netzwerken.

IGBT bei Nestle

Das ganze „Ich“

Die erste Idee zu diesen Networks kam von Emma Scott. Sie ist Leiterin des Business Solutions Teams in Großbritannien und Irland – kümmert sich also darum, dass bei uns IT-technisch alles glatt läuft. Emma kam 2013 zu Nestlé. Schon kurz darauf fühlte sie sich sicher genug, sich ihren Kollegen gegenüber zu outen. „In meinem ersten Job wusste ich nicht, ob es ok war, offen mit meiner Sexualität umzugehen – oder ob ich mich mit dem Gedanken eines Coming-Outs überhaupt wohlfühlte.“ Bei Nestlé hatte sie dieses Problem nicht. Ganz im Gegenteil: 2015 gründete sie zusammen mit einem Kollegen das erste LGBTQ+ Network bei Nestlé. Die Geschäftsführung sicherte ihnen Förderung zu. Außerdem gab man ihnen die Freiheit, selbst zu planen: Wie konnte das Network den Nestlé Angestellten am besten helfen? Emma ging es vor allem darum, dass sich Mitglieder der LGBTQ+ Community bei der Arbeit nicht mehr verstellen müssen. Schließlich wusste sie aus eigener Erfahrung, dass das Erschöpfen und beruflich einschränken kann. „In unserem Job ist es wichtig, ein gutes Arbeits- und Teamverhältnis zu schaffen. Das funktioniert nicht, wenn man auf der Arbeit nicht man selbst sein kann.“

Christian aus unserem Sales-Team

Unterstützung auf der ganzen Welt

Ein Beispiel für das Zusammenwirken dieser Networks ist Christian aus unserem Sales-Team in Frankfurt. Er und sein Mannentschieden sich 2018, in den USA ein Kind zu adoptieren. Ein richtiges Abenteuer, denn die Ein- und Ausreisebedingungen in den Staaten unterlagen damals strengen Beschränkungen. Die deutschen Kolleg:innen unterstützten, wo es nur ging. Letztendlich konnten Christian und sein Mann starten und sicher in den USA landen. Vor Ort halfen dann die amerikanischen Nestlé Kolleg:innen. Alles lief gut: Die kleine Maja fand wohlbehalten zu ihren neuen Eltern.

„Jetzt weiß ich: Es ist jederzeit jemand für mich da. Das gibt mir und meiner Familie im Alltag viel Sicherheit.“

Zusätzlichen Rückhalt erfährt Christians Familie durch das Nestlé Familienprogramm. Das wurde 2019 schriftlich festgehalten. Es sichert gleichgeschlechtlichen Paaren dieselben Rechte und die gleiche Unterstützung zu wie Paaren unterschiedlicher Geschlechter.

Ein wachsendes Network

Seit seiner Gründung ist das LGBTQ+ Netzwerk bei Nestlé stark gewachsen. Heute zählen LGBTQ+ Kolleg:innen in über 180 Ländern dazu. Sie alle haben verschiedene Bedürfnisse und handeln vor unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Dementsprechend muss die Unterstützung der LGBTQ+ Community länderspezifisch angepasst werden. Das ist nichts, was sich so einfach aus der Ferne machen lässt. Daher arbeiten wir mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort zusammen wie etwa PARKS in Italien oder Pride Connection in Mexiko, Kolumbien und Panama. Dadurch können wir ein ungefähres Verständnis für die Schwierigkeiten der LGBTQ+ Community entwickeln. Und bestenfalls können wir angemessen und zeitnah reagieren. Das kann manchmal schon eine Herausforderung sein. Aber wir geben unser bestes, engagiert und motiviert zu handeln. Wir fühlen uns geehrt, dass wir dafür bei den LGBT Awards 2020 in der Kategorie Networking Groups nominiert wurden. Und auch wenn wir nicht gewonnen haben, hätten wir nie geglaubt, dass wir es in so kurzer Zeit so weit schaffen würden.

Mut aus der Gleichung nehmen

Trotzdem liegt noch ein weiter Weg vor uns. Ben, Emma und Christian: Sie alle waren mutig genug, ihren Kollegen gegenüber offen zu sein. Unser Ziel ist es jedoch, dass Mut bei Fragen der Gender-Identität völlig unwichtig wird. Einfach, weil sich von Anfang an alle sicher genug fühlen, sie selbst sein zu können. Die LGBTQ+ Mitglieder und Allies des Networks werden weiterhin alles dafür tun, dass jede:r sicher das ‚ganze Ich‘ zur Arbeit bringen kann.