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Vom Geistesblitz zum fertigen Produkt

Wie entsteht eine Verpackung?
Wie entsteht eine Verpackung?

Sie schützt, sie konserviert, sie informiert: die Verpackung. Im Idealfall sieht sie auch noch schick aus und ist umweltfreundlich. Ganz schön viel auf einmal. Nicht für Michael Ellenrieder. Er ist Verpackungsexperte am Nestlé Product Technology Center (PTC) in Singen. Gemeinsam mit ihm schauen wir ganz genau hin – eine Enthüllungsgeschichte, im wahrsten Sinne des Wortes.

Michael Ellenrieder ist ein Enthusiast: Sein Herz schlägt für Verpackungen. Das klingt trocken und spröde? Das absolute Gegenteil ist der Fall. Wenn der studierte Verpackungstechnologe von seiner Arbeit erzählt, zieht er einen sofort in seinen Bann. Denn bis zur fertigen Verpackung ist es ein langer Weg. Da wird getüftelt, gebastelt und gerechnet. Unterschiedliche Projektteams setzen sich mit Materialien oder Umweltverträglichkeit auseinander. Kreativität und technisches Know-how sind gefragt. Aber bevor wir ins Detail gehen: Was genau ist an einer Verpackung denn eigentlich so spannend?

Welche Funktion hat eine Verpackung?

Wenn es um die ganz grundsätzlichen Vorzüge geht, kommt Michael sofort ins Schwärmen: «Eine Verpackung ist ein wahrer Alleskönner. Sie schützt das Produkt vor verschiedenen Umwelteinflüssen wie Wasserdampf, Sauerstoff, Licht oder auch anderen Umwelteinflüssen, wie zum Beispiel Mineralölen.» Und das ist längst nicht alles. Gleichzeitig ist sie die Wächterin des vollen Geschmacks. Denn die Verpackung bewahrt Aroma und Konsistenz eines Produkts – dafür muss es allerdings unbeschadet bei uns zu Hause ankommen. Nicht zu unterschätzen ist auch die informative Rolle, die eine Verpackung spielt. Sie verrät uns im Supermarkt was drin ist, wie es zubereitet wird oder ist manchmal auch eine willkommene Inspirationsquelle. In der Küche hilft die Verpackung dann beim Portionieren.

Der Prototyp einer Verpackung im Drucker des Nestlé Product Technology Center. Foto: Youtube

Der Prototyp einer Verpackung im Drucker des Nestlé Product Technology Center.

 

Von der Idee zum Launch: Welche Phasen gibt es bei der Entwicklung einer Verpackung?

Wie kommt nun die Verpackung zu all diesen Funktionen? Gehen wir zurück an den Startpunkt: «Los geht es üblicherweise mit einem Briefing. Dort erfahren wir ganz Grundsätzliches – also beispielsweise, für welche Länder das Produkt bestimmt ist, wo es produziert werden soll und ob die zu entwickelnde Verpackung zur einfachen (Single-Use) oder mehrfachen Verwendung (Multi-Use) vorgesehen ist.»

Sind diese Informationen geklärt, wird im nächsten Schritt die kreative Phase eingeleitet. Michael und sein Team begeben sich auf Ideensuche. «Wenn wir von einer Idee überzeugt sind, visualisieren wir diese und bauen Prototypen. Diese Prototypen zeigen dem gesamten Projektteam, in welche Richtung es gehen könnte.» Bevor jedoch richtig Hand angelegt wird, prüfen die Verpackungsexpert:innen, welches Konzept am besten zum Produkt und dem Briefing passt. Die Plastikflasche? Ein Beutel? Oder die Tüte? Bereits in diesem frühen Entwicklungsstadium werden die ersten Kund:innen befragt: «Wir nutzen die Erkenntnisse aus den Befragungen, um das richtige Konzept zu finden. Wenn z.B. die Mehrheit der Befragten findet, dass beispielsweise ein Folienbeutel für Ketchup auf dem Tisch nicht praktikabel ist, setzen wir uns hin und versuchen, das Konzept dahin zu optimieren oder verwerfen es.» Wenn die Kund:innen zufrieden sind und der Preis stimmt, könnte es dann nicht schon direkt in die Produktion gehen?

Die drei Säulen jeder Verpackung
Die Entwicklung einer Verpackung basiert auf:
– Konsument:innentauglichkeit
– Kosten
– Nachhaltigkeit

So schnell geht es nicht, denn ein wichtiger Faktor fehlt. Neben dem Feedback der Kunden und dem Abschätzen der Kosten, spielt der ökologische Fußabdruck eine ebenso entscheidende Rolle.

Welche Verpackung ist am umweltfreundlichsten?

Ein wichtiger Punkt bei der Wahl des passenden Verpackungskonzepts: die Ökobilanz. Ziel ist es, dass alle Verpackungen bei Nestlé vollständig recyclefähig sind. Auf ein bestimmtes Material will sich Michael dabei nicht festlegen: «Glas ist zwar wiederverwendbar, aber der Transport schwerer Gläser wirkt sich auf den CO2e-Foodprint aus. Da könnte ein Beutel oder eine Folienverpackung die effizientere und ökologischere Variante sein. Es kommt immer auf den ganz konkreten Fall an.»

Vom Geistesblitz zum fertigen Produkt > Component

 

Da im PTC in Singen Verpackungen für alle Absatzmärkte entwickelt werden, sind verschiedene regionale Besonderheiten zu berücksichtigen. So sind zum Beispiel in Afrika die Recyclingmöglichkeiten anders als in Europa. Daher eignen sich bestimmte Verpackungen besser als andere: «Um zu entscheiden, was das beste Konzept in Bezug auf dessen Umwelteinfluss ist, machen wir ein Life Cycle Assessment, in das verschiedene Gesichtspunkte der Verpackungskonzepte einfließen. Wieviel Material benötigt das Verpackungskonzept? Wieviel Energie wird benötigt, um das Verpackungsmaterial beim Lieferanten herzustellen? Wie lange sind die Wege des Verpackungsmaterials zu unseren Produktionsstätten? Wie viele Packungen passen in die Transportschachtel? Wie viele Schachteln passen auf eine Palette? Wohin muss die Palette transportiert werden?» Mit dem Life Cycle Assessment lassen sich die Auswirkungen eines Produktes auf die Umwelt während des gesamten Lebensweges nachvollziehen und eine richtige Entscheidung treffen.

Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus eines Produkts
 

Welche Verpackung macht das Rennen?

Welche Verpackung es letztendlich ins Supermarktregal schafft, wird nach dem Ausschlussprinzip entschieden: «Zunächst diskutieren wir über die zwei oder drei verbleibenden Konzepte. Nach erneuten Kundenbefragungen entscheiden wir uns dann für eine finale Version.» Das ist der Punkt, an dem die technischen Teams ins Spiel kommen. Gemeinsam mit Lieferant:innen entwickeln sie einen Produktionsprozess. Und dann dauert es auch gar nicht mehr lange, bis die Verpackungen hergestellt, befüllt und im Supermarkt verkauft werden.

Per Geistesblitz ins Supermarktregal

2012 gewannen Michael Ellenrieder und sein Team den Deutschen Verpackungspreis – Bild: Deutsches Verpackungsinstitut
2012 gewannen Michael Ellenrieder und sein Team den Deutschen Verpackungspreis – Bild: Deutsches Verpackungsinstitut

Was für Michael das Spannendste an seinem Job ist? Das Zusammenspiel von Kreativität und Technik. Im Arbeitsprozess wird aus einem Auftrag eine abstrakte Idee und irgendwann ein konkretes Produkt. Oftmals ein langer Weg, bei dem immer wieder an Entwürfen gefeilt wird. Detailarbeit eben. Aber manchmal kommt es auch spontan zu Geistesblitzen. Gerne in ungewöhnlichen Situationen – bestes Beispiel: die Idee zum «Moment Mahl»-Becher: «Ich habe mal eine Art Suppenbeutel entwickelt, den man zu einem Becher formen konnte. Die Idee dazu kam mir plötzlich auf einer Autofahrt, ganz ohne Briefing oder Input. Das beste Material ist eben manchmal einfach nur ein guter Einfall.»

Nestlés Plastikstrategie