Vevey, 27. Januar – Nestlé hat heute einen neuen Plan zur Bekämpfung der Risiken von Kinderarbeit in der Kakaoproduktion bekannt gegeben. Zentraler Bestandteil ist ein innovatives Programm zur Einkommenssteigerung, das die Lebensgrundlage der Familien im Kakaoanbau verbessern und gleichzeitig regenerative Anbauverfahren und die Gleichstellung der Geschlechter fördern soll. Die Bauernfamilien erhalten einen direkten finanziellen Anreiz für bestimmte Tätigkeiten, wie zum Beispiel für die Anmeldung der Kinder in der Schule oder für den Baumschnitt. Der neue Plan unterstützt zudem die Transformation der globalen Kakaobeschaffung von Nestlé hin zu einer vollständigen Rückverfolgbarkeit und der ausschließlichen Verwendung von zertifizierten Kakaoprodukten. Das Unternehmen weitet seinen Einsatz für Nachhaltigkeit im Kakaoanbau aus und plant, bis 2030 insgesamt CHF 1,3 Milliarden zu investieren. Dies ist das Dreifache der aktuellen jährlichen Investitionen.
Das Programm zur Einkommenssteigerung bietet einen neuartigen Ansatz, um die Farmer:innen und ihre Familien beim Übergang zu einem nachhaltigeren Kakaoanbau zu unterstützen. Die Anreize fördern Handlungen und landwirtschaftliche Praktiken, welche darauf abzielen, die soziale und wirtschaftliche Resilienz im Laufe der Zeit stetig zu verbessern. Mit dem neuen Ansatz von Nestlé werden im Kakaoanbau tätige Familien nicht nur für die Quantität und Qualität der von ihnen produzierten Kakaobohnen belohnt, sondern auch für ihren Einsatz für die Umwelt und das lokale Gemeinwohl. Nestlé entrichtet diese finanziellen Anreize zusätzlich zu den Prämien, welche das Unternehmen im Rahmen der Regierungsprogramme von Côte d'Ivoire und Ghana entrichtet oder bereits freiwillig für zertifizierten Kakao anbietet. Der Kakao wird nach dem Rainforest Alliance Sustainable Agriculture Standard unabhängig geprüft und fördert das Wohlergehen der Farmer:innen und der lokalen Gemeinden in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht.
Die Kakaoanbauer stehen vor großen Herausforderungen. Dazu gehören die weit verbreitete ländliche Armut und zunehmende Klimarisiken, aber auch der fehlende Zugang zu Finanzdienstleistungen und grundlegender Infrastruktur wie Wasser, Gesundheitsversorgung und Bildung. Diese komplexen Faktoren tragen zum Risiko von Kinderarbeit auf Familienbetrieben bei. Gemeinsam mit Partnern, einschließlich der Regierungen, schärft die neue Initiative den Blick für diese zentralen Ursachen von Kinderarbeit. Nestlé kann sich dabei auf Erfahrungen aus einem vielversprechenden Pilotprogramm abstützen.
«Wir wollen den im Kakaoanbau tätigen Familien noch mehr konkrete, zukunftsorientiere Unterstützung bieten und ihnen bei der allmählichen Schließung der Einkommenslücke helfen, insbesondere in Regionen mit weitverbreiteter Armut und knappen Ressourcen», sagte Mark Schneider, CEO von Nestlé. «Dabei können wir auf unseren langjährigen Erfahrungen in der nachhaltigen Beschaffung von Kakao aufbauen. Wir werden weiterhin Kinder beim Schulbesuch unterstützen, die Rolle der Frauen stärken, die Anbaumethoden verbessern helfen und den Zugang zu finanziellen Mitteln erleichtern. Gemeinsam mit Regierungen, NGOs und anderen Akteuren der Kakaobranche können wir zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Kakaoanbau beitragen. Gemeinsam können wir Kindern die Chance geben, in einer sicheren und gesunden Umwelt zu lernen und aufzuwachsen.»
Finanzielle Anreize zur Steigerung der Einkommen
Das Programm belohnt Praktiken, die zur Ertragsteigerung und Erschließung neuer Einkommensquellen beitragen. Diese sollen die Lücke zu einem existenzsichernden Einkommen schließen helfen und Kinder schützen. Durch die Anwendung dieser Praktiken können die Familien in den ersten zwei Jahren des Programms jährlich bis zu CHF 500 an Anreizzahlungen erhalten. Der zu Beginn höhere finanzielle Anreiz soll die Umsetzung guter landwirtschaftlicher Praktiken beschleunigen und eine anhaltende Wirkung einleiten. Wenn das Programm erste konkrete Ergebnisse zeigt, wird die Zahlung auf CHF 250 festgesetzt. Da diese Zahlung nicht an die Menge des verkauften Kakaos gebunden ist, stellt sie gerade für Klein-Farmer:innen eine bedeutsame Unterstützung dar und lässt niemanden außen vor. Entgegen der üblichen Praxis berücksichtigt das Programm auch die Partnerin eines Bauers, die sich traditionellerweise um die Haushaltsausgaben und die Kinderbetreuung kümmert. Durch die Aufteilung der Zahlungen zwischen den beiden Partnern trägt das Programm zur Stärkung der Rolle der Frau und zur Förderung der Geschlechtergleichstellung bei. Beispiele für finanziell geförderte Maßnahmen sind:
- Schulbesuch aller Kinder im Haushalt im Alter von 6−16 Jahren;
- Umsetzung guter landwirtschaftlicher Praktiken zur Ertragssteigerung, wie zum Beispiel Baumschnitt;
- Durchführung agroforstwirtschaftlicher Aktivitäten zur Erhöhung der Klimaresistenz, etwa durch das Anpflanzen von Schattenbäumen;
- Einkommensdiversifizierung, beispielsweise durch den Anbau anderer Nutzpflanzen, Viehhaltung (z. B. Hühner), Imkerei oder die Verarbeitung anderer Produkte wie Maniok;
Die Zahlungen werden über eine sichere mobile Datenübertragung getätigt, welche die Nachverfolgung der Geldströme von den Nestlé Lieferanten bis zum Empfangsberechtigten gewährleistet. Da die Liquidität während des gesamten Jahres häufig eine Herausforderung darstellt, erfolgen die Zahlungen dann, wenn sie am dringendsten benötigt werden. Laut Rückmeldungen von Farmer:innen zählen hierzu der Zeitraum des Schulstarts sowie der Zeitraum vor der Regenzeit. Unabhängige Organisationen, darunter die International Cocoa Initiative und die Rainforest Alliance, werden gemeinsam mit Nestlé die Teilnahme überwachen.
Unterstützung der Farmer:innen bei der Umsetzung nachhaltiger, skalierbarer Maßnahmen
Aufbauend auf den positiven Ergebnissen eines ersten Pilotprojekts im Jahr 2020 mit 1 000 Farmer:innen in Côte d'Ivoire wird Nestlé das Programm 2022 auf 10 000 Familien in dem Land ausweiten, bevor es 2024 in Ghana eingeführt wird. Danach werden die Ergebnisse dieser Testphase ausgewertet und erforderliche Anpassungen vorgenommen, um bis 2030 alle Familienbetriebe in der globalen Kakaolieferkette von Nestlé zu erreichen.
Mit den nachfolgend aufgeführten Maßnahmen trägt Nestlé dazu bei, dass die Farmer:innen über die erforderlichen Ressourcen, sozialen und finanziellen Strukturen sowie die Ausbildung verfügen, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen:
- Verbesserung des bestehenden Überprüfungs- und Abhilfesystems, um das Risiko von Kinderarbeit zu erkennen, zu verhindern und zu bekämpfen und den Schulbesuch zu fördern;
- Schulungsangebote für Familien über das Gender Action Learning System sowie zur Finanzplanung im Haushalt und zum Unternehmertum;
- Organisation und Schulung lokaler Gruppen, die jedes Jahr in einer bestimmten Kooperative einen Baumschnitt und andere nützliche landwirtschaftliche Tätigkeiten durchführen;
- Bereitstellung von Möglichkeiten zur Einkommensdiversifizierung für beide Partner in einem Agrarbetrieb;
- Unterstützung beim Aufbau ländlicher Spar- und Kreditgenossenschaften (Village Savings and Loans Associations, VSLA) mit dem Fokus auf Frauen, um Sparen zu fördern und Darlehen für kleingewerbliche Tätigkeiten bereitzustellen.
Feedback und Input von Farmer:innen und Bauernkooperativen sowie die laufende Datenerhebung und -auswertung durch Dritte dienen zur Gestaltung, Änderung und Verbesserung des Programms bei seiner Ausweitung auf weitere Gemeinwesen. Eine unabhängige Aufsicht wird zudem durch einen Beratungsausschuss verschiedener Interessensvertreter sichergestellt. Dieser steht unter der Leitung der IDH-The Sustainable Trade Initiative, einer führenden Stiftung, die sich für die Verbesserung der Nachhaltigkeit der internationalen Lieferketten einsetzt.
Rückverfolgung des gesamten Kakaos vom Ursprung bis zur Fabrik
Im Rahmen des Programms wird Nestlé die globale Kakaobeschaffung umgestalten. So soll die vollständige Rückverfolgbarkeit und ausschließliche Verwendung von zertifizierten Kakaoprodukten vom Ursprung bis zur Fabrik erreicht werden. Dieses neue Vorhaben wird zur Transformation der Lieferkette von Nestlé und der gesamten Branche beitragen. Nestlé wird Produkte einführen, die ausschließlich mit Kakao aus diesem innovativen Programm hergestellt wurden. Damit bietet das Unternehmen den Konsument:innen die Möglichkeit, die Verbesserung der Lebensbedingungen der Familien und den Schutz von Kindern zu unterstützen. Als Erstes werden 2023 ausgewählte KitKat Produkte lanciert.
«Dieses Thema ist für uns eine Herzensangelegenheit und diese Maßnahmen können einen Wandel herbeiführen. Sie werden die Verantwortlichkeit und Transparenz in der gesamten Branche fördern. Handelspartner:innen, Mitarbeiter:innen und lokale Gemeinschaften erwarten zunehmend, dass das Handeln der Unternehmen mit ihren Wertvorstellungen im Einklang steht», sagte Magdi Batato, Generaldirektor und Head of Operations. «Durch die breitangelegte Verbesserung der Rückverfolgbarkeit werden wir das Vertrauen der Konsument:innen in unsere Produkte stärken und die steigende Nachfrage nach verantwortungsvoll und nachhaltig beschafftem Kakao befriedigen.»
Die heutige Bekanntmachung baut auf die langjährige Arbeit von Nestlé zur Bekämpfung der Risiken von Kinderarbeit in der Kakaoproduktion auf. Das Unternehmen investiert seit 2009 durch den Nestlé Cocoa Plan in Nachhaltigkeit. Durch ein robustes Überprüfungs- und Abhilfesystem, das 2012 eingerichtet wurde, konnten bisher 149 443 Kinder vor dem Risiko von Kinderarbeit geschützt werden, und es konnten 53 Schulen gebaut oder saniert werden. Dieses System ist jetzt der Branchenstandard, nach dem Unternehmen ihre Lieferketten überwachen.
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