Nachhaltige Unterstützung für Palmölfarmer
Riesige Felder voller Palmen. Frauen und Männer, die reife Früchte von den Bäumen ernten. In Malaysia und Indonesien ist das ein vertrauter Anblick. Hier wird Palmöl angebaut, das weltweit für viele Produkte gebraucht wird. Auch für Lebensmittel. Doch der Palmölanbau birgt zugleich Risiken für Umwelt und Farmer. Nestlé hilft, die Situation der Bauern zu verbessern – und setzt dabei an verschiedenen Stellen an.
So vielfältig wie die Farmen, die Menschen und ihre Gemeinschaften sind, so vielfältig sind auch die sozialen Herausforderungen. Für uns ist der erste und wichtigste Ansatzpunkt dabei der Ursprung, also die Plantagen und die Kleinbauern selbst. Mit dem Danish Institute for Human Rights (DIHR), Golden-Agri Ressources und der Earthworm Foundation haben wir uns starke Partner an unsere Seite geholt. Der erste Schritt war eine umfassende Bestandsaufnahme der tatsächlichen Arbeitsbedingungen. Denn nur wenn wir verstehen, wie sich die Lage vor Ort gestaltet, können wir die Situation auch verbessern. Unsere Erkenntnisse haben wir 2017 in einem gemeinsamen Bericht über Arbeitnehmerrechte in unseren Palmöl-Lieferketten in Indonesien veröffentlicht. Auf dieser Grundlage haben wir 2018 einen Aktionsplan (als PDF) zur Einhaltung der Arbeitnehmerrechte in Palmöl-Lieferketten erstellt. Außerdem gehen wir damit gegen die Ausbeutung der Beschäftigten vor. In diesem Aktionsplan werden konkrete Maßnahmen abgeleitet. Dazu gehört unter anderem:
- Bewusstsein für die Risiken und Herausforderungen schaffen.
- Programme erarbeiten, die es erleichtern, vor Ort Audits und Verbesserungen umzusetzen.
- Instrumente und Trainings für die Verantwortlichen vor Ort entwickeln, durch welche sie Risiken schneller erkennen und verringern können.
- Die direkte Zusammenarbeit mit den Kleinbauern und ihren Gemeinschaften verbessern.
- Die Regierung miteinbeziehen.
Dieser Aktionsplan ist gleichzeitig auch der Startschuss für unser großes Arbeitnehmerrechte-Projekt. Daran knüpfen wir weiter an und werden dabei unter anderem von Verité unterstützt. Gemeinsam haben wir 2019 den Status Quo erneut geprüft. Im Detail haben wir elf Betriebe in Indonesien und Malaysia mit insgesamt über 4.000 beschäftigten Arbeitnehmern genauestens unter die Lupe genommen. Ganz besonders interessiert haben uns dabei die konkreten Arbeitsbedingungen wie Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und Sicherheit. Einblicke gaben uns darüber hinaus auch Interviews mit über 200 Mitarbeitern. Das Ergebnis: Mit dem Responsible Sourcing Standard (RSS) hat Nestlé umfassende und angemessene Richtlinien formuliert, die die gesamte Versorgungskette abdecken. Diese Richtlinien werden allerdings nicht lückenlos umgesetzt. Was uns das sagt? Wir müssen noch mehr tun. Deshalb arbeiten wir 2020 zusammen mit Verité daran, unseren bestehenden Aktionsplan zu aktualisieren und zu ergänzen. So wollen wir bestmöglich ausgestattet sein, um Lieferantenmanagementsysteme zu stärken und den Herausforderungen der Arbeitnehmerrechte zu begegnen.
Immer dort, wo es an Arbeitnehmerrechten und fairer Bezahlung mangelt, leiden Kinder ganz besonders. Denn wenn Armut herrscht und es den Familien nicht gut geht, bleibt häufig nur ein Ausweg: Auch die Kinder werden zur Arbeit geschickt. In Malaysia kommt noch ein weiterer Aspekt erschwerend hinzu. Viele Palmölarbeiter sind Migranten, die überwiegend aus Indonesien kommen. Diese Arbeiter ziehen gemeinsam mit ihren Familien auf die Plantagen. Als Folge leben Tausende von Kindern auf Palmölfarmen – oft ohne Papiere und ohne die Chance auf Zugang zu Schulen und Bildung. Eine Situation, die mit unseren Überzeugungen unvereinbar ist.
Wie bei allen Risiken und Herausforderungen beginnt es damit, vor Ort ein Bewusstsein für die Probleme zu schaffen. Nur so kann ein langfristiges Umdenken stattfinden. Doch damit allein ist es nicht getan. Nachhaltige Veränderungen sind immer auch eine Frage von Strukturen, die verändert oder neu geschaffen werden müssen. Eine entscheidende Stellschraube: Mindestlöhne. Solange Familien finanziell auf die Mitarbeit ihrer Kinder angewiesen sind, wird sich das Problem der Kinderarbeit nicht lösen lassen. Faire Bezahlung und eine grundsätzliche Sensibilisierung für Kinder- und Menschenrechte bilden also gemeinsam die Voraussetzung dafür, nachhaltige Veränderungen umsetzen zu können – bei denen die Menschen vor Ort mit uns an einem Strang ziehen.
Zusammen mit der Earthworm Foundation ist Nestlé aktuell dabei, ein offizielles Modell für die Risikobewertung von Kindern auf Palmölplantagen zu entwickeln. Darüber hinaus haben wir die „Services for vulnerable children in Sabah“ zusammengestellt, gedruckt und verteilt: ein Verzeichnis, in dem Verantwortliche im Palmölanbau Angebote für Kinder finden, beispielsweise Informationen über Bildungsmöglichkeiten oder Schulen.
Auch in Indonesien, genauer gesagt in der Provinz Ost-Kalimantan bzw. Kalimantan Timur, haben wir uns mit der Regierung, verschiedenen NGOs sowie anderen Unternehmen und Gewerkschaften zusammengetan, um Kinderarbeit zu minimieren. Es gilt, Kinderarbeit zu erkennen und zu verstehen, warum sie entsteht. So können wir die Menschen vor Ort sensibilisieren und mithilfe eines Aktionsplans konkrete Maßnahmen für unsere Zulieferer bereitstellen, damit Kinder und ihre Familien unterstützt werden.
Mit diesen Prinzipien im Hinterkopf haben wir ein weiteres Programm entwickelt, das den Palmölgemeinden helfen soll. Dabei an unserer Seite: das globale Netzwerk Business for Social Responsibility (BSR) und unser Lieferant Wilmar. Was genau umfasst dieses Programm? Zum einen – als Grundlage – ein Handbuch, mit dem wir unsere Lieferanten über Kinderarbeit aufklären und ihnen Mittel an die Hand geben, mit denen sie Kinder schützen können. Darüber hinaus konzipieren wir eine Reihe von Workshops, die wir den Lieferanten vor Ort in Indonesien und Malaysia anbieten werden. Das Ziel dieser Workshops: ein tieferes Verständnis für die Thematik entwickeln und die Theorie in die Praxis umsetzen. So wollen wir sicherstellen, dass Kinder Kinder sein dürfen und eine faire Chance auf Bildung und eine gute Zukunft haben.