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Unser Weg zu einem nachhaltigeren Palmölanbau

Palmöl und Nachhaltigkeit, ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nicht unbedingt. Der entscheidende Knackpunkt ist die Beschaffung des Pflanzenöls. Hier sind Verantwortung und der Blick fürs Detail gefragt. Und genau dieser Herausforderung stellen wir uns. Wie? Indem wir bei unseren Lieferketten ganz genau hinschauen. Denn Nachhaltigkeit bedeutet immer auch Transparenz.

In unserer globalisierten Welt werden Lieferketten immer komplexer. Vor allem dann, wenn es um Rohstoffe geht, die aus klimatischen Gründen nur in ganz bestimmten Regionen gedeihen. So wie unser Palmöl, das wir zum Beispiel aus Mexiko und Papua-Neuguinea, vorwiegend jedoch aus Malaysia und Indonesien beziehen. Oft wird es von Kleinbauern angebaut, die nur wenige Hektar Land bewirtschaften. Vor Ort werden die Palmfrüchte geerntet, gepresst und dann in Raffinerien weiterverarbeitet. Durch die kleinbäuerliche Struktur und die unmittelbare Weiterverarbeitung im Herkunftsland ist die Lieferkette sehr kleinteilig. Wie wir bei so vielen Stationen und Beteiligten überhaupt den Überblick bewahren können? Indem wir auf das Prinzip der verantwortungsvollen Beschaffung setzen.

Zwei Ansätze, um die Menschen in Papua-Neuguinea zu unterstützen

• Unterstützung vor Ort: Gemeinsam mit unseren Palmöl-Lieferanten und der Nichtregierungsorganisation Earthworm haben wir begonnen, in besonders abgeschiedenen Dörfern Brunnen zu bauen, sodass alle Dorfbewohner Zugang zu sauberem Wasser haben.

• Nachhaltigkeit trotz Palmölboom: Auch hier arbeiten wir mit Earthworm zusammen. Als unabhängige Organisation helfen sie uns dabei, anerkannte Standards für die verantwortungsbewusste Beschaffung von Rohstoffen vor Ort umzusetzen. Von der Umsetzung der Standards konnten wir uns vor Ort bei der New British Palm Oil Ltd. ein Bild machen. In Audits hatte die New British Palm Oil Ltd. bereits mehrfach gezeigt, dass sie die Vorgaben des „Responsible Sourcing Standards“ sehr genau nimmt. Da wir uns aber nicht auf einzelne Audits verlassen, sind Kontrollen sowie Aktionspläne fester Bestandteil der Beziehung zu den Lieferanten.

Erfahren Sie mehr über unser Projekt in Papua New Guinea
Unsere Verantwortung im Palmölanbau: Zwei wichtige Schwerpunkte

Was bedeutet verantwortungsvolle Beschaffung für Nestlé? Es geht dabei um zwei wichtige Schwerpunkte. Zum einen, dass wir möglichst genau wissen, wo unsere Rohstoffe herkommen. Zum anderen, dass wir bei der Palmölproduktion Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Dabei achten wir auf die Einhaltung des Nestlé Responsible Sourcing Standards (RSS), unserer internen Leitlinie für verantwortungsvolle Beschaffung. Hier werden unsere Anforderungen entlang der gesamten Liefer- und Produktionskette im Detail beschrieben. Da es sich um einen ganzheitlichen Ansatz handelt, umfasst der RSS soziale, ökologische, wirtschaftliche und tierschutzbezogene Aspekte. Bei der Umsetzung bleiben wir nicht allein, sondern arbeiten eng mit unseren Lieferanten, unabhängigen Expertenorganisationen wie der Earthworm Foundation (ehem. The Forest Trust) und Verité sowie vielen Zertifizierungs- und Auditgesellschaften (z.B. SGS, Bureau Veritas, TÜV) zusammen. Soweit auf dem Papier. Wie aber sieht es in der Praxis aus: Wie können wir überprüfen, ob unsere Maßnahmen auch erfolgreich sind und wir Fortschritte machen? Das kontrollieren wir bei unseren Palmöl-Lieferketten in zwei Schlüsselbereichen: der Rückverfolgbarkeit bis zur Mühle oder sogar bis zur Plantage und der Einhaltung der im RSS festgehaltenen Regeln.

Name und Ausweispapiere, bitte

Welche Daten erfasst Nestlé, wenn es um die Rückverfolgbarkeit geht? Bei Ölmühlen unter anderem den Namen der Ölmühle und den der betreibenden Dachgesellschaft, GPS-Koordinaten sowie den aktuellen Zertifizierungsstatus. Bei der Rückverfolgbarkeit bis zur Plantage kommen noch weitere Daten hinzu, zum Beispiel die Erntemenge. Außerdem dokumentieren wir, wie viele Kleinbauern an die Plantage oder die Mühle liefern.
So werden Palmöl-Lieferketten nachvollziehbar und transparent
Verantwortungsvolle Beschaffung beginnt damit, dass wir wissen, woher unsere Rohstoffe stammen. Palmöl-Lieferketten sollten aus diesem Grund bis zur Ölmühle, besser noch bis zur Plantage zurückzuverfolgen sein. Unser „Tracking“ haben wir über die Jahre immer weiter verfeinert. Der Startschuss fiel 2010, als wir damit begonnen haben, unsere Palmöl-Lieferketten bis zur Ölmühle zurückzuverfolgen. Seit 2016 haben wir uns verstärkt auf die Plantagenebene konzentriert. Hier ist es wichtig, nicht nur den Standort der Plantage zu kennen, sondern auch den Grenzverlauf. Mittlerweile können wir diese Gebiete via Satelliten systematisch im Blick behalten. Dank dieser Maßnahmen werden unsere Lieferketten immer transparenter. So konnten wir 2019 unser Palmöl zu 62 Prozent bis zur Plantage und zu 93 Prozent bis zur Ölmühle zurückverfolgen. Übrigens: Unsere direkten Lieferanten sowie die Mühlen, in denen die Früchte ausgepresst werden, sind öffentlich einsehbar (als PDF).

RSPO-Prinzipien und Kriterien

• Wirkungsziel Wohlstand: Eine wettbewerbsfähige, stabile und nachhaltige Branche schaffen
• Sich ethisch und transparent verhalten Gesetzeskonform arbeiten und rechtliche Bestimmungen respektieren Produktivität, Effizienz, positive Auswirkungen und Belastbarkeit optimieren
• Wirkungsziel Mensch: Nachhaltige Lebensgrundlagen schaffen und Armut bekämpfen
• Die Rechte des Einzelnen und der Gemeinschaft respektieren und zu deren Vorteil handeln Kleinbauern aktiv miteinbeziehen Rechte und Bedingungen der Arbeitnehmer respektieren
• Wirkungsziel Umwelt: Die Ökosysteme für die nächsten Generationen erhalten, schützen und verbessern
• Die Ökosysteme und die Umwelt schützen, bewahren und verbessern
Verantwortungsvolle Beschaffung von Palmöl: Verpflichtung und Selbstverständnis

Neben der Rückverfolgbarkeit spielt die verantwortungsvolle Beschaffung eine zentrale Rolle. Kommen wir also zu der Frage, was genau das eigentlich bedeutet. Bei der Einordnung helfen uns bestimmte Prinzipien und Kriterien, allen voran natürlich die des ‚Roundtable on Sustainable Palm Oil‘ (RSPO) – 2004 auf Initiative des WWF gegründet. Als Mitglied des RSPO halten wir uns an die Grundsätze, die für eine nachhaltige Produktion von Palmöl definiert wurden. Diese Grundsätze sind zugleich auch der Zertifizierungsstandard für Lieferketten. Für uns ist eine solche RSPO-Zertifizierung eine Mindestanforderung, die wir an unsere Lieferanten stellen.

Identity Preserved (IP): (Halbfertig-)Produkte, in denen das enthaltene Palmöl zu 100 Prozent RSPO-zertifiziert ist und genau zu einer Palmölplantage zurückverfolgt werden kann.

Segregation (SG): (Halbfertig-)Produkte, in denen das enthaltene Palmöl zu 100 Prozent RSPO-zertifiziert ist, dabei kann das Palmöl aber aus verschiedenen Palmölplantagen oder Ölmühlen stammen.

Mass Balance (MB): (Halbfertig-)Produkte, in denen sowohl RSPO-zertifiziertes als auch nicht-zertifiziertes Palmöl enthalten ist. Hierbei kommt es darauf an, was man vorher eingekauft hat. Sprich: Zwar erhält jeder Einkäufer den gleichen „Mix“, aber nicht jeder hat für die gleichen Anbaustandards gezahlt – also einen Beitrag für den Anteil an besserem Palmöl geleistet. Entsprechend darf man seine Ware auch nur in dem Umfang auszeichnen, in dem man tatsächlich eingekauft hat. Waren beispielsweise 40 Prozent der Rohstoffmenge zertifiziert, dürfen auch 40 Prozent des fertigen Endprodukts als zertifiziert vertrieben werden. Der restliche Anteil gilt als konventionelle Ware.

Ergänzend zu den RSPO-Kriterien haben wir auch einen eigenen Standard veröffentlicht, der von unabhängigen Dritten überprüft wird. In wichtigen Punkten geht unser RSS sogar noch über die RSPO-Kriterien hinaus. Etwa, wenn es um den Schutz von Waldgebieten mit hohem CO2-Speicherwert, Torfmooren oder ökologisch besonders wertvollen Flächen geht. Als Konsequenz daraus betrachten wir Palmöl dann als verantwortungsvoll beschafft, wenn:

  • Es von einem unabhängigen Gutachter oder einer unabhängigen Prüfstelle (z.B. Earthworm Foundation) im Einklang mit unserem RSS überprüft und verifiziert wurde.
  • Es aus Lieferketten stammt, die stichhaltige Beweise anführen können, dass sie Fortschritte bei der Erfüllung unseres RSS machen. Dazu braucht es zum Beispiel einen fest definierten und zeitgebundenen Aktionsplan.

Warum beziehen wir auch Lieferanten mit ein, die noch im Transformationsprozess stecken und unsere Kriterien noch nicht vollumfänglich erfüllen können? Weil wir damit ein wichtiges Signal senden: Wir befinden uns auf einem langen Transformationsweg, den wir gemeinsam mit unseren Lieferanten gehen. Eine verantwortungsvolle Palmölindustrie wird nur dann entstehen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Transformation der Lieferketten hat darum für uns einen besonderen Stellenwert. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen und erstellen klar definierte und verbindliche Aktionspläne.

Verantwortungsvoller Anbau: Auf dem Weg zu 100 Prozent

Seit 2016 steigt unsere Entwicklungskurve stetig. Waren es 2016 noch 57 Prozent und 2018 dann 64 Prozent, so konnten wir 2019 bereits 79 Prozent unseres Palmöls aus verantwortungsvollem Anbau beziehen. Nächstes Ziel: 100 Prozent im Jahr 2023. Ein Ziel, das wir für Nestlé Deutschland übrigens bereits erreicht haben. Seit 2015 stammen hier schon 100 Prozent des Palmöls aus verantwortungsvollem Anbau.
Waldrodungen stoppen: Warum wir dabei auf die Vogelperspektive setzen

Ein wesentlicher Punkt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist der Schutz der natürlichen Ressourcen. Beim Palmöl geht es vor allem darum, die Zerstörung wertvoller Naturräume – wie Regenwälder oder Torfmoore – zu verhindern. Seit 2010 arbeiten wir mit Nachdruck daran, unsere Lieferketten in diesem besonders sensiblen Punkt noch besser für die Zukunft aufzustellen. 2019 ist uns ein wichtiger Durchbruch gelungen: die Satellitenüberwachung unserer kompletten Palmöl-Lieferketten mit Starling. Dahinter steckt ein von Airbus und der Earthworm Foundation entwickeltes globales Monitoring- und Verifizierungssystem. Dieses Instrument ermöglicht es uns, unsere Palmöl-Lieferkette per Satellit zu betrachten und gerodete Flächen im Regenwald zu orten. 2017 als Pilotprojekt gestartet, haben wir seit Ende 2018 einen Überblick über unsere gesamten Palmöl-Lieferketten.

 

Starling sendet Warnungen, sobald es per Satellit eine Veränderung der Waldbedeckung entdeckt. Denn das kann ein Anzeichen dafür sein, dass Regenwald abgeholzt werden. Aus der Vogelperspektive werden dabei nicht nur unsere Plantagen beobachtet, sondern auch ein Umkreis von 50 Kilometern um die jeweiligen Standorte herum. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte: Die Ergebnisse tragen wir in einem globalen Palmöl-Dashboard zusammen. Ergänzend zu Starling nutzen wir außerdem das Radarsystem RADD (Radar Alerts for Detecting Deforestation). Dieses Instrument ist öffentlich zugänglich. Verbraucher können sich informieren und Rodungswarnungen nahezu in Echtzeit sehen. Damit erhöhen wir die Transparenz zusätzlich.

Wir sind der festen Überzeugung, dass es bei weitem nicht ausreicht, die Abholzungen von Regenwald in unseren Lieferketten zu überwachen und zu stoppen. Mindestens genauso wichtig ist die gezielte Wiederaufforstung kritischer Waldgebiete. Darum engagieren wir uns direkt vor Ort, wie zum Beispiel im Projekt RiLeaf in Malaysia. In der Region rund um den Fluss Kinabatangan setzen wir uns für eine Wiederaufforstung in Ufernähe ein. Bis dato wurden hier 880.000 Pflanzensetzlinge gepflanzt, 2020 möchten wir die Millionenmarke knacken. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen wir auch zusammen mit der gemeinnützigen Organisation One Tree Planted. Gemeinsam möchten wir drei Millionen Bäume pflanzen – zunächst in Brasilien und Mexiko, ab 2021 dann in allen Ländern, aus denen wir Rohstoffe beziehen.

Mit ganzheitlichem Ansatz gemeinsam zum Erfolg
Wer einen echten Wandel in der Palmöl-Industrie anstrebt – und genau das wollen wir – sollte ganzheitlich denken. Denn es funktioniert nur, wenn alle Beteiligten sich engagieren. Der Schlüssel sind transparente Lieferketten und eine langfristige Zusammenarbeit, um die Situation vor Ort dauerhaft zu verbessern und den Wandel gemeinsam mit allen Beteiligten zu gestalten. Das kommt letzten Endes allen zugute: der Natur und den Menschen.

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