Unser Weg zu einem nachhaltigeren Palmölanbau
Palmöl und Nachhaltigkeit, ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nicht unbedingt. Der entscheidende Knackpunkt ist die Beschaffung des Pflanzenöls. Hier sind Verantwortung und der Blick fürs Detail gefragt. Und genau dieser Herausforderung stellen wir uns. Wie? Indem wir bei unseren Lieferketten ganz genau hinschauen. Denn Nachhaltigkeit bedeutet immer auch Transparenz.
Was bedeutet verantwortungsvolle Beschaffung für Nestlé? Es geht dabei um zwei wichtige Schwerpunkte. Zum einen, dass wir möglichst genau wissen, wo unsere Rohstoffe herkommen. Zum anderen, dass wir bei der Palmölproduktion Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Dabei achten wir auf die Einhaltung des Nestlé Responsible Sourcing Standards (RSS), unserer internen Leitlinie für verantwortungsvolle Beschaffung. Hier werden unsere Anforderungen entlang der gesamten Liefer- und Produktionskette im Detail beschrieben. Da es sich um einen ganzheitlichen Ansatz handelt, umfasst der RSS soziale, ökologische, wirtschaftliche und tierschutzbezogene Aspekte. Bei der Umsetzung bleiben wir nicht allein, sondern arbeiten eng mit unseren Lieferanten, unabhängigen Expertenorganisationen wie der Earthworm Foundation (ehem. The Forest Trust) und Verité sowie vielen Zertifizierungs- und Auditgesellschaften (z.B. SGS, Bureau Veritas, TÜV) zusammen. Soweit auf dem Papier. Wie aber sieht es in der Praxis aus: Wie können wir überprüfen, ob unsere Maßnahmen auch erfolgreich sind und wir Fortschritte machen? Das kontrollieren wir bei unseren Palmöl-Lieferketten in zwei Schlüsselbereichen: der Rückverfolgbarkeit bis zur Mühle oder sogar bis zur Plantage und der Einhaltung der im RSS festgehaltenen Regeln.
Neben der Rückverfolgbarkeit spielt die verantwortungsvolle Beschaffung eine zentrale Rolle. Kommen wir also zu der Frage, was genau das eigentlich bedeutet. Bei der Einordnung helfen uns bestimmte Prinzipien und Kriterien, allen voran natürlich die des ‚Roundtable on Sustainable Palm Oil‘ (RSPO) – 2004 auf Initiative des WWF gegründet. Als Mitglied des RSPO halten wir uns an die Grundsätze, die für eine nachhaltige Produktion von Palmöl definiert wurden. Diese Grundsätze sind zugleich auch der Zertifizierungsstandard für Lieferketten. Für uns ist eine solche RSPO-Zertifizierung eine Mindestanforderung, die wir an unsere Lieferanten stellen.
Identity Preserved (IP): (Halbfertig-)Produkte, in denen das enthaltene Palmöl zu 100 Prozent RSPO-zertifiziert ist und genau zu einer Palmölplantage zurückverfolgt werden kann.
Segregation (SG): (Halbfertig-)Produkte, in denen das enthaltene Palmöl zu 100 Prozent RSPO-zertifiziert ist, dabei kann das Palmöl aber aus verschiedenen Palmölplantagen oder Ölmühlen stammen.
Mass Balance (MB): (Halbfertig-)Produkte, in denen sowohl RSPO-zertifiziertes als auch nicht-zertifiziertes Palmöl enthalten ist. Hierbei kommt es darauf an, was man vorher eingekauft hat. Sprich: Zwar erhält jeder Einkäufer den gleichen „Mix“, aber nicht jeder hat für die gleichen Anbaustandards gezahlt – also einen Beitrag für den Anteil an besserem Palmöl geleistet. Entsprechend darf man seine Ware auch nur in dem Umfang auszeichnen, in dem man tatsächlich eingekauft hat. Waren beispielsweise 40 Prozent der Rohstoffmenge zertifiziert, dürfen auch 40 Prozent des fertigen Endprodukts als zertifiziert vertrieben werden. Der restliche Anteil gilt als konventionelle Ware.
Ergänzend zu den RSPO-Kriterien haben wir auch einen eigenen Standard veröffentlicht, der von unabhängigen Dritten überprüft wird. In wichtigen Punkten geht unser RSS sogar noch über die RSPO-Kriterien hinaus. Etwa, wenn es um den Schutz von Waldgebieten mit hohem CO2-Speicherwert, Torfmooren oder ökologisch besonders wertvollen Flächen geht. Als Konsequenz daraus betrachten wir Palmöl dann als verantwortungsvoll beschafft, wenn:
- Es von einem unabhängigen Gutachter oder einer unabhängigen Prüfstelle (z.B. Earthworm Foundation) im Einklang mit unserem RSS überprüft und verifiziert wurde.
- Es aus Lieferketten stammt, die stichhaltige Beweise anführen können, dass sie Fortschritte bei der Erfüllung unseres RSS machen. Dazu braucht es zum Beispiel einen fest definierten und zeitgebundenen Aktionsplan.
Warum beziehen wir auch Lieferanten mit ein, die noch im Transformationsprozess stecken und unsere Kriterien noch nicht vollumfänglich erfüllen können? Weil wir damit ein wichtiges Signal senden: Wir befinden uns auf einem langen Transformationsweg, den wir gemeinsam mit unseren Lieferanten gehen. Eine verantwortungsvolle Palmölindustrie wird nur dann entstehen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Transformation der Lieferketten hat darum für uns einen besonderen Stellenwert. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen und erstellen klar definierte und verbindliche Aktionspläne.
Ein wesentlicher Punkt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist der Schutz der natürlichen Ressourcen. Beim Palmöl geht es vor allem darum, die Zerstörung wertvoller Naturräume – wie Regenwälder oder Torfmoore – zu verhindern. Seit 2010 arbeiten wir mit Nachdruck daran, unsere Lieferketten in diesem besonders sensiblen Punkt noch besser für die Zukunft aufzustellen. 2019 ist uns ein wichtiger Durchbruch gelungen: die Satellitenüberwachung unserer kompletten Palmöl-Lieferketten mit Starling. Dahinter steckt ein von Airbus und der Earthworm Foundation entwickeltes globales Monitoring- und Verifizierungssystem. Dieses Instrument ermöglicht es uns, unsere Palmöl-Lieferkette per Satellit zu betrachten und gerodete Flächen im Regenwald zu orten. 2017 als Pilotprojekt gestartet, haben wir seit Ende 2018 einen Überblick über unsere gesamten Palmöl-Lieferketten.
Starling sendet Warnungen, sobald es per Satellit eine Veränderung der Waldbedeckung entdeckt. Denn das kann ein Anzeichen dafür sein, dass Regenwald abgeholzt werden. Aus der Vogelperspektive werden dabei nicht nur unsere Plantagen beobachtet, sondern auch ein Umkreis von 50 Kilometern um die jeweiligen Standorte herum. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte: Die Ergebnisse tragen wir in einem globalen Palmöl-Dashboard zusammen. Ergänzend zu Starling nutzen wir außerdem das Radarsystem RADD (Radar Alerts for Detecting Deforestation). Dieses Instrument ist öffentlich zugänglich. Verbraucher können sich informieren und Rodungswarnungen nahezu in Echtzeit sehen. Damit erhöhen wir die Transparenz zusätzlich.
Wir sind der festen Überzeugung, dass es bei weitem nicht ausreicht, die Abholzungen von Regenwald in unseren Lieferketten zu überwachen und zu stoppen. Mindestens genauso wichtig ist die gezielte Wiederaufforstung kritischer Waldgebiete. Darum engagieren wir uns direkt vor Ort, wie zum Beispiel im Projekt RiLeaf in Malaysia. In der Region rund um den Fluss Kinabatangan setzen wir uns für eine Wiederaufforstung in Ufernähe ein. Bis dato wurden hier 880.000 Pflanzensetzlinge gepflanzt, 2020 möchten wir die Millionenmarke knacken. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen wir auch zusammen mit der gemeinnützigen Organisation One Tree Planted. Gemeinsam möchten wir drei Millionen Bäume pflanzen – zunächst in Brasilien und Mexiko, ab 2021 dann in allen Ländern, aus denen wir Rohstoffe beziehen.