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Klimaschutz: Unsere Fortschritte auf dem Weg zur „Grünen Null“ 2023
Auch 2023 hat der Klimawandel mehr Menschen und Ökosysteme auf der ganzen Welt in Mitleidenschaft gezogen, vor allem durch extreme Wetterereignisse. Jedes Unternehmen muss seinen Teil dazu beitragen, die Risiken für die Menschen und den Planeten zu mindern. Als Nestlé haben wir unsere Leistung 2023 beschleunigt und eine Reduzierung der weltweiten Treibhausgasemissionen um 13,58 % im Vergleich zum Basisjahr 2018* erreicht.
Im Jahr 2020 haben wir unseren Weg zur Grünen Null veröffentlicht. Mit diesem globalen Fahrplan legen wir dar, wie wir unser Netto-Null Ziel bis 2050 erreichen wollen. Auf der Grundlage der Roadmap haben wir unser Geschäft umgestaltet, um die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) in allen drei Scopes unserer Aktivitäten zu reduzieren. Dabei halten wir uns an die Kriterien der Science Based Targets Initiative (SBTi).
Zur Festlegung des Ausgangswerts für 2018 haben wir zunächst eine detaillierte Analyse unserer THG-Emissionen durchgeführt. Diese hat gezeigt, dass weltweit fast 95 % der Emissionen aus unserer Lieferkette stammen (Scope 3). Beispielsweise aus Landwirtschaft und Landnutzung. Milchprodukte sind mit einem Anteil von 24 % an unseren Gesamtemissionen unsere größte Einzelquelle von Treibhausgasen.
Um unsere weltweiten Scope-3-Emissionen zu reduzieren, haben wir die Nestlé Forest Positive Strategy und das Nestlé Agriculture Framework entwickelt. Außerdem reduzieren wir die mit unseren Logistikaktivitäten verbundenen CO2e-Emissionen und arbeiten weiterhin mit Lieferanten, Landwirt:innen und Gemeinschaften zusammen, um den Einsatz regenerativer landwirtschaftlicher Praktiken zu fördern. Die Umsetzung unserer Net-Zero-Roadmap basiert auf der Reduzierung von Emissionen sowie Removals innerhalb unserer Wertschöpfungsketten. Wir verwenden keine Kompensationen oder Credits des freiwilligen Marktes, um unsere SBTi-geprüften Ziele zu erreichen.
Nur 5 % unserer Baseline-Emissionen entfallen auf die Scopes 1 und 2, also auf unsere eigenen Aktivitäten. Hier besteht unsere primäre Strategie darin, die Treibhausgasemissionen durch die Steigerung der Energieeffizienz und die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen zu reduzieren.
Die SBTi hat unsere wissenschaftlich fundierten kurz- und langfristigen Emissionsreduktionsziele anerkannt. Auch unser wissenschaftlich fundiertes Netto-Null-Ziel für 2050 ist SBTi-validiert. Dieses beinhaltet auch unsere spezifischen Sektorziele für Wald, Land und Landwirtschaft (FLAG) für 2030 und 2050.
*Removals aus Landschaftsprojekten (86950 Tonnen CO2e) werden aktuell berücksichtigt, vorbehaltlich der Klärung durch SBTi mit der Veröffentlichung der Leitlinien zur Neutralisierung.
Highlights in Deutschland 2023
Fortschritte
Ausweitung
Inbetriebnahme
100
%
Nestlés globaler Klima-Fußabdruck: Auf dem Weg zur Grünen Null
Unser wissenschaftlich fundierter Ansatz zur Erreichung der Grünen Null zielt darauf ab, die Emissionen in unserer gesamten Wertschöpfungskette zu verringern und die Auswirkungen auf die natürlichen Ökosysteme, die Gemeinschaften und die Ernährungssysteme zu reduzieren.
Bis Ende 2023 haben wir:
- Eine Reduktion unserer globalen Emissionen von 12,75 % gegenüber dem Basisjahr 2018 erreicht. Inklusive Removals sogar eine Nettoreduktion von 13,58 % gegenüber 2018.
- Unser Ziel für 2025 - eine absolute Emissionsreduzierung von 20 % gegenüber dem Basisjahr 2018 - schon zur Hälfte erreicht.
- Mehr als 80 % der Maßnahmen in der Lieferkette identifiziert, die zur Erreichung des Ziels für 2025 erforderlich sind.
- Weitere Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion geplant, um bis 2030 eine absolute Reduzierung von 50 % im Geltungsbereich unseres Netto-Null-Ziels zu erreichen.
Im Jahr 2023 haben sich die in unserer Net-Zero-Roadmap enthaltenen Emissionen in den Scopes 1, 2 und 3 gegenüber dem Basisjahr 2018 um 12,75 % verringert. Werden auch die Removals berücksichtigt, so ergibt sich eine Nettoreduktion von 13,58 % gegenüber 2018. Die Reduktionen im Jahr 2023 sind in erster Linie auf die Initiierung von Beschaffungsprojekten in den Jahren 2021 und 2022 zurückzuführen, die nun ihre volle Wirkung entfalten. Eine ganze Reihe von Maßnahmen hält uns auf Kurs, um bis 2025 eine Netto-Reduzierung der THG-Emissionen um 20 % gegenüber dem Basisjahr 2018 zu erreichen, wie in unserem Fahrplan zur Grünen Null vorgesehen.
Indem wir die Entwicklung unseres THG-Fußabdrucks anhand einer prozentualen Reduzierung der THG-Emissionen gegenüber dem Basisjahr 2018 überprüfen, können wir die Wirksamkeit unserer betrieblichen Klimaschutzmaßnahmen messen und unsere Fortschritte auf dem Weg zu unserem Netto-Null-Ziel bis 2050 einschätzen. Außerdem werden dadurch die greifbaren Verbesserungen zur Eindämmung des Klimawandels deutlich, die wir seit der Einführung unserer Net-Zero Roadmap im Jahr 2020 erzielt haben. Die Instrumente und Methoden zur Ermittlung und Visualisierung dieser Kennzahl werden von Jahr zu Jahr im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsansatzes weiterentwickelt.
Wir berichten auch gemäß den kürzlich von der SBTi fertiggestellten Leitlinien für den Sektor Wald, Land und Landwirtschaft (FLAG). Für das Berichtsjahr 2023 haben wir bei unseren Zutaten damit begonnen, die THG-Emissionen nach spezifischen Treibhausgastypen zu kategorisieren. In Übereinstimmung mit den SBTi-Richtlinien unterscheiden wir auch zwischen FLAG- sowie Energie-/Industrie-Emissionen (Nicht-FLAG). Die Zutaten sind die relevanteste Kategorie bei unseren Emissionen. Außerdem fallen hier auch die meisten FLAG-Emissionen an. Wir werden in den kommenden Jahren weiter daran arbeiten, Reduzierungen in allen Emissionskategorien zu erreichen.
Gezielte Maßnahmen über den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte haben zu einer absoluten Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu unserem Basisjahr 2018 geführt. Wir nutzen eigens entwickelte Systeme, um sowohl unsere Fortschritte auf dem Weg zur Grünen Null als auch die zugrundeliegenden Projekte und Investitionen im gesamten Unternehmen zu tracken. Wir überwachen unsere Emissionen mit dem sogenannten GHG Performance System (GPS). Dieses System wurde entwickelt, um die SBTi-Berichtsanforderungen zu erfüllen und wird im Laufe der Zeit durch die Weiterentwicklung konsistenter Grenzwerte, Methoden und der Datengranularität gestärkt.
Darüber hinaus bewerten wir mithilfe maßgeschneiderter Instrumente auch unsere ESG-bezogenen Investitionen. Dazu zählen auch unsere Aktivitäten zur Reduzierung und Speicherung von Treibhausgasemissionen.
Um sicherzustellen, dass unsere Emissionsreduzierungen so effektiv wie möglich sind, verfeinern wir unsere Methoden entsprechend den sich weiterentwickelnden Industriestandards und passen sie kontinuierlich an neue, zuverlässigere Datengrundlagen an. Zu dieser höheren Granularität gehören auch die Emissionsdaten, die wir inzwischen von unseren Lieferkettenpartnern anfordern. Sie ersetzen beispielsweise in den Bereichen Milchprodukte und Tiernahrung die früher verwendeten Branchendurchschnittswerte.
Im Jahr 2023 sind unsere Emissionen in den Scopes 1 und 2 im Vergleich zum Basisjahr 2018 um 33,19 % gesunken. Das ist vor allem auf den zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien in Kombination mit Energieeffizienzmaßnahmen in unseren Werken zurückzuführen.
Im Jahr 2023 sind die Emissionen in Scope 3, also in unserer Wertschöpfungskette, um 11,51 % gesunken. Dies wurde erreicht durch:
- Verringerung der FLAG-Emissionen durch verstärkte Zusammenarbeit mit Lieferanten und Landwirt:innen bei unseren Zutaten, einschließlich Milchprodukten.
- Verringerung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe in unserer Lieferkette. Darunter fallen auch Produktverpackungen und effizientere Distributionsprozesse.
2023 wurden durch unsere Projekte 758.317 Tonnen CO2e aus der Atmosphäre entfernt. Davon stammen 671.367 Tonnen CO2e (89 %) aus Projekten innerhalb unserer Wertschöpfungskette. Diese tragen somit in Übereinstimmung mit SBTi zu unserem FLAG-Ziel bei. Im Rahmen unseres globalen Aufforstungsprogramms haben wir 86.950 Tonnen CO2e (11 %) durch Projekte in unseren Beschaffungsregionen entfernt, was uns auf dem Weg zur Grünen Null** hilft.
**Removals aus Landschaftsprojekten sind in unserem Netto-Null-Ziel enthalten, vorbehaltlich der Klärung durch SBTi mit der Veröffentlichung der Leitlinien zur Neutralisierung (voraussichtlich im Jahr 2024).
FLAG-Emissionen
Die Landwirtschaft trägt zum Klimawandel bei, vor allem durch die Freisetzung von drei verschiedenen Gasen:
- Kohlendioxid (CO₂): resultiert aus der Umwandlung von Land oder der Verbrennung fossiler Brennstoffe.
- Methan (CH4): entsteht bei der Viehzucht, bei der Verrottung von Pflanzen oder bei der Entsorgung von Lebensmittelabfällen.
- Lachgas (N₂O): wird bei der Ausbringung von Stickstoffdüngern, sowohl synthetischer als auch biologischer Herkunft, freigesetzt.
Um die SBTi-Vorgaben zu erfüllen, müssen wir bis Ende 2024 FLAG-Ziele vorweisen können. Wir wollten das Thema so schnell wie möglich in Angriff nehmen und haben unsere FLAG-Ziele bereits im Laufe des Jahres 2023 validieren lassen. Zusätzlich zu unserem Netto-Null-Ziel haben wir unsere FLAG- sowie Energie-/Industrieziele eingereicht, die 2023 alle von SBTi bestätigt wurden.
Ausgehend vom Basisjahr 2018 wollen wir unsere weltweiten absoluten Scope 3-Treibhausgasemissionen im FLAG-Bereich bis 2030 um 50 % und bis 2050 um 75 % reduzieren. Die absoluten THG-Emissionen in den Scopes 1, 2 und 3 im Bereich Energie/Industrie wollen wir im Vergleich zu 2018 bis 2030 um 50 % und bis 2050 um 90 % reduzieren. Bezogen auf unsere Gesamtemissionen im Geltungsbereich von SBTi bleiben wir dem Ziel verpflichtet, bis 2050 Netto Null Emissionen zu erreichen.
Die FLAG-Emissionen machen 50 % der Emissionen aus, die in unserer Net Zero Roadmap für das Jahr 2023 enthalten sind (39,46 Millionen Tonnen). Diese fallen in den Bereich unseres für 2023 bestätigten FLAG-Ziels. Die restlichen 50 % (40,08 Millionen Tonnen) entfallen auf die Nicht-FLAG-Emissionen, also die Nutzung von Energie, Logistik und Verpackungen aus fossilen Rohstoffen. Diese fallen unter unser Energie-/Industrieziel, das von der SBTi im Jahr 2023 erneut bestätigt wurde.
Die folgende Grafik zeigt die Treibhausgasemissionen unserer Zutatenbeschaffung, aufgeschlüsselt nach Treibhausgasen in CO2-Äquivalenten. Im Jahr 2023 machten Kohlendioxid (CO2)-Emissionen 53 % der Gesamtemissionen aus, Methan (CH4) 34 % und Lachgas (N2O) 13 %. Die CH4-Emissionen sind seit 2018 um 15,32 % gesunken, CO2 um 11,89 % und N2O um 11,36 %.
Gesunde Böden: Gut für den Planeten und gut für uns
Fast zwei Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen von Nestlé entstehen in der Landwirtschaft. Daher spielt es bei der Erreichung unserer Klimaziele eine entscheidende Rolle, wie wir unsere landwirtschaftlichen Rohstoffe beschaffen.
Die regenerative Landwirtschaft hat zum Ziel, landwirtschaftlich genutzte Flächen und ihre Ökosysteme zu erhalten und wiederherzustellen. Sie basiert auf grundlegenden agrarwissenschaftlichen Prinzipien wie etwa der permanenten Bedeckung des Bodens, abwechslungsreichen Fruchtfolgen oder dem Pflanzen von Zwischenfrüchten. Diese tragen zum Schutz und zur Wiederherstellung der natürlichen Ressourcen bei. Damit spielt die regenerative Landwirtschaft eine entscheidende Rolle bei der Steigerung der Bodengesundheit, der Wiederherstellung von Wasserkreisläufen und der langfristigen Verbesserung der Biodiversität. Sie bildet die Grundlage einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion und trägt entscheidend dazu bei, unsere ambitionierten Klimaziele zu erreichen.
*2023 sind folgende Zutaten im Zähler enthalten: Milchprodukte (Frischmilch und Milchderivate), Kaffee (ausgenommen gemischter Rohkaffee und Blue Bottle), Kakao, Getreide, Soja und Gemüse. Der Nenner umfasst alle Rohstoffe im Geltungsbereich: Kaffee, Kakao, Milchprodukte, Zucker, Getreide, Fleisch, Geflügel und Eier, Palmöl, Soja, Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte.
Nestlé unterstützt weltweit den Übergang zu einem regenerativen Ernährungssystem. Dafür haben wir uns konkrete Ziele gesetzt: bis 2025 wollen wir global 20 % und bis 2030 die Hälfte unserer wichtigsten Rohstoffe aus regenerativer Landwirtschaft beziehen. Im Jahr 2021 haben wir deshalb angekündigt, bis 2025 weltweit 1,2 Mrd. CHF in die Förderung der regenerativen Landwirtschaft zu investieren. 2023 haben wir 15,2 % unserer wichtigsten Rohstoffe aus regenerativer Landwirtschaft bezogen. Und wir arbeiten weltweit mit mehr als 500.000 Bauern und Bäuerinnen sowie 150.000 Lieferanten eng zusammen, um sie bei der Anwendung regenerativer Anbauverfahren zu unterstützen. Dabei setzen wir auf drei wesentliche Hebel:
Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen, insbesondere aus den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Agrar. Beispielsweise, um ertragreichere und zugleich umweltfreundlichere Anbausorten zu entwickeln und den Austausch von Best Practices zu fördern.
Unterstützung von Landwirt:innen, etwa indem sich Nestlé an Investitionen beteiligt, die Kreditvergabe erleichtert oder bei der Beschaffung von Darlehen für besondere Ausrüstung hilft.
Bezahlung von Prämien und Erhöhung der Abnahmemengen für zahlreiche Rohstoffe aus regenerativer Landwirtschaft. Somit werden die Landwirt:innen zusätzlich auch für den Umweltnutzen vergütet, den sie erbringen.
Umsetzung regenerativer Landwirtschaft in Deutschland
Ein Beispiel in Deutschland zur Förderung der regenerativen Landwirtschaft ist unsere Zusammenarbeit mit Klim. Auf einer digitalen Plattform dokumentieren Landwirt:innen in unserer Lieferkette regenerative Maßnahmen und werden für die messbaren, positiven Ergebnisse vergütet. Außerdem bietet Klim Landwirt:innen auch Zugang zu Wissen und Unterstützung in Bezug auf regenerative Landwirtschaftspraktiken. Dies kann beispielsweise Schulungen, Ressourcen und Beratung umfassen, um Landwirt:innen bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Anbaumethoden zu unterstützen und ihre Effizienz zu verbessern. Im Jahr 2023 konnten wir 26 Betriebe dabei unterstützen, auf insgesamt rund 12.000 Hektar Fläche regenerative Praktiken umzusetzen. Hierzu zählen Maßnahmen wie die Diversifizierung der Fruchtfolgen, der Einsatz von Zwischenfrüchten oder der Anbau von Futterleguminosen sowie mehrjährigem Kleegras. 2024 soll das Programm weiter auf unsere Lieferkette ausgeweitet werden. Insgesamt sollen dann rund 60 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland teilnehmen.
Thomas Gäbert, Landwirt aus Brandenburg über die Zusammenarbeit mit der Klim Plattform
„Wir betreiben einen 4.000 Hektar großen Betrieb in Brandenburg und als wir mit den regenerativen Methoden angefangen haben, haben wir viele Experimente durchgeführt. Und mit Klim kann ich diese Maßnahmen nun teilweise auch refinanzieren und regenerative Praktiken auf meinem Betrieb weiter ausbauen.“ (Landwirt aus dem Programm zur Regenerativen Landwirtschaft)
Weitere Fortschritte beim Pilotprojekt „Klima-Milchfarm“ in Deutschland
Auf unserem Weg zur Grünen Null konzentrieren wir uns besonders auf die Milchbeschaffung, da hier ein großer Teil unserer CO2e-Emissionen entsteht. Um Wege für eine klimafreundlichere Milchproduktion zu finden, testen wir daher weltweit verschiedene Maßnahmen zur Treibhausgas-Reduktion auf Pilot-Milchviehbetrieben – so auch in Deutschland.
Gemeinsam mit der Molkerei Hochwald Foods sowie der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) haben wir 2022 die erste Klima-Milchfarm in der Lieferkette für Original Wagner Pizza in Deutschland auf den Weg gebracht. Seitdem arbeitet ein Team aus Wissenschaftler:innen, Landwirt:innen und Nachhaltigkeitsexpert:innen daran, den Fußabdruck des gesamten Betriebs der Familie Frese so weit wie möglich zu reduzieren. Beispielsweise konnten durch den Einsatz eines Gülle-Zusatzes und eines Futterzusatzstoffes für laktierende Kühe die Methanemissionen erfolgreich reduziert werden. Zusätzlich wurden über das Jahr 2023 hinweg rund 1.500 Pflanzen auf Ausgleichsflächen gepflanzt, um die Artenvielfalt auf dem Betrieb und in der Region zu fördern und Kohlenstoff in der ober- und unterirdischen Biomasse zu speichern. Seit der Umsetzung der Maßnahmen wurden deutliche Fortschritte in der Emissionsentwicklung verzeichnet.
Die gemeinsamen Bemühungen rund um das Projekt Klima-Milchfarm wurden mit einer besonderen Anerkennung belohnt: Im September 2023 erhielt das Team eine Top 3-Nominierung in der Kategorie Nachhaltigkeit beim Publikumspreis, der im Rahmen des ECR-Awards von GS1 vergeben wird. Der Preis zeichnet Projekte unternehmensübergreifender Zusammenarbeit aus. Im Jahr 2024 wird das Projekt vollständig in die Hände der neu gegründeten Original Wagner Pizza GmbH übergehen und wie geplant bis zum Ende der Projektlaufzeit fortgeführt.
Eine neue „Klima-Milchfarm“ in Deutschland
Neben den Aktivitäten auf dem Betrieb Frese haben wir im Jahr 2023 das Pilot-Projekt Klima-Milchfarm in Deutschland ausgeweitet. Auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) wurde im Januar 2023 die Bayerische Milchindustrie (BMI) als weiterer Partner vorgestellt. Gemeinsam mit BMI wurde für das Pilotprojekt eine geeignete Farm ausgewählt. Wir konnten einen kleineren konventionellen Familienbetrieb mit rund 80 Kühen im Kraichgau (Baden-Württemberg) für das Projekt gewinnen.
Nach der Auswahl des Betriebs lag unser Hauptaugenmerk darauf, eine Nullpunktbestimmung vorzubereiten. Dies dient der Ermittlung des konkreten Potenzials zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Dafür haben die Wissenschaftler:innen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt umfangreiche Daten gesammelt, strukturiert und bilanziert. Die endgültigen Ergebnisse der Analysen werden als Grundlage für einen detaillierten maßgeschneiderten Maßnahmenplan dienen. Dieser Plan wird die Aktivitäten für die nächsten vier Jahre festlegen und einen klaren Leitfaden liefern, auf welche Bereiche sich das Projektteam besonders intensiv konzentrieren muss.
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Herdenmanagement Je gesünder eine Kuh ist, desto länger lebt sie und desto mehr Milch gibt sie. Dadurch verringern sich die CO2e-Emissionen pro Kilogramm Milch. Ein Beispiel für eine konkrete Maßnahme ist die automatische Stallklimasteuerung zur Verhinderung von Hitzestress. -
Acker- und Grünland- bewirtschaftung Durch artenreicheren Ackerbau (Zwischenfrüchte, Blühstreifen, Gemengeanbau, Anlage von Hecken) können Landwirte den Humusabbau reduzieren. Ein humusreicher Boden speichert Kohlenstoff und kann auch mehr Wasser aufnehmen und speichern. -
Ernährung und Futtermittelzusatzstoffe Wenn Kühe Futter in Milch umwandeln, entsteht im Verdauungstrakt Methan. Dieses Treibhausgas kann durch die Zusammensetzung des Futters und durch spezielle Futtermittelzusätze verringert werden.
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Gülle-Management Sobald Kot und Harn der Kühe zusammenkommen, entsteht Ammoniak. Ein Güllesammelroboter sammelt den Kot direkt ein, damit weniger Ammoniak entsteht. Durch spezielle Güllezusätze können die Emissionen zusätzlich verringert werden. -
Futtermittelproduktion Bei der Futtermittelproduktion kommt es darauf an, woher das Futter kommt und wie es zusammengesetzt ist. Ein nachhaltiger Futteranbau kann die Treibhausgasemissionen verringern. Zudem werden durch die Verringerung der Futterverluste vom Feld über das Silo bis zur Kuh Emissionen eingespart. Hierfür können bei der Gras- und Maisernte spezielle Siliermittel eingesetzt werden, die die Verluste reduzieren und die Verdaulichkeit des Futters erhöhen. -
Energieerzeugung Mithilfe von Biogas- und Photovoltaikanlagen wird Energie gewonnen. Damit können Landwirt:innen Milchkühlung, Melkmaschine und Beleuchtung betreiben. So sparen sie CO2e und Energiekosten.
Die ersten Maßnahmen sind bereits angelaufen. Auf der Klima-Milchfarm der Familie Moser im Kraichgau wurde 2023 eine Fuhrwerkswaage installiert, die in Zukunft bei der genaueren Messung von Ernteerträgen und Futtermengen helfen wird. Zudem sollen beispielsweise erhöhte Fressstände angeschafft werden, sodass die Kühe während der Futteraufnahme erhöht stehen und der Kontakt der Klauen mit dem Kot verringert wird. Trockene Klauen beugen möglichen Entzündungen vor und haben somit einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Tiere. Gleichzeitig kann dadurch die Klimabilanz verbessert werden. Denn je länger eine Kuh lebt und dabei gesund bleibt, desto mehr Milch produziert sie über ihre Lebensdauer und der CO2e-Fußabdruck pro kg Milch reduziert sich.
Die im Rahmen der Pilotprojekte gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse wollen wir nutzen und gut funktionierende Maßnahmen auf weitere Milchviehbetriebe ausweiten.
Treibhausgas- und Energieeinsparungen an unseren deutschen Werksstandorten
Nestlé Deutschland führt seit 2022 sogenannte „Manufacturing Masterplan Workshops“ in den Produktionsstandorten durch. Dabei werden die Energieerzeugung und die Temperaturen der Herstellprozesse des jeweiligen Standorts analysiert und hinterfragt. Ziel ist es, einen Fahrplan zur Reduktion von CO2e, Energie und Wasser zu erstellen.
Aus den CO2e- und Energiekonzepten wird eine konkrete Detailplanung der Maßnahmen ausgearbeitet und der entsprechende Investitionsbedarf ermittelt. Bis Ende 2023 wurden bereits 70 % aller Standorte von Nestlé in Deutschland analysiert. Die zwei größten Projekte werden an den Standorten Hamburg und Biessenhofen umgesetzt.
Im Chocoladen-Werk Hamburg wird das Blockheizkraftwerk modernisiert. Mithilfe von Wärmepumpen soll Prozessabwärme genutzt werden. Auch im Nestlé Nutrition Werk in Biessenhofen steht die Nutzung von Abwärme durch Wärmepumpen im Vordergrund. Die Abwärme des Sprühturms wird zur Erzeugung von 90°C heißer Prozesswärme genutzt. Durch die Abwärme von Herstellprozessen wiederum entsteht mit Hilfe einer Wärmepumpe 60°C warmes Prozesswasser. Insgesamt werden durch die Projekte an den beiden Standorten künftig rund 4.500 Tonnen CO2e eingespart. Das entspricht ca. zehn Flügen von Frankfurt nach Vancouver in einem Flugzeug mit rund 280 Passagieren.
Im Werk für Tiernahrung in Euskirchen wurde im März 2023 ein neues Energiemanagement-Team gegründet, um Energiesparprojekte zu identifizieren und umzusetzen. Durch die Arbeit des Teams konnte der Wasserverbrauch je produzierter Tonne um ca. 15 % sowie der Abfallanteil um 8 % im Vergleich zu 2022 reduziert werden. Beispielsweise durch die Optimierung der Kühlprozesse und die Digitalisierung der Mischerei. Ende des Jahres 2023 wurde der ölbetriebene Backofen demontiert, sodass inzwischen kein Heizöl mehr für Standard-Produktionsprozesse verwendet wird. Weitere Energieprojekte wie z.B. die Digitalisierung von Energiezählern und die Optimierung der Beleuchtung im Werk sind bereits in Planung
Effizientere Gestaltung unserer Logistikprozesse
Im März 2023 ist das gemeinsam mit unserem Logistikpartner pfenning logistics betriebene neue Distributionszentrum im hessischen Ludwigsau-Mecklar fertiggestellt worden. Aus dem sogenannten „multicube osthessen“ beliefert Nestlé als Hauptmieterin ihre Kunden mit Produkten aus den Sortimenten Kaffee, Schokolade, Cerealien und Nestlé Professional.
Durch die zentrale Lage im Herzen Deutschlands reduzieren wir unsere Transportkilometer um 30 % im Vergleich zu unserem vorherigen Logistik-Drehkreuz in der Nähe von Berlin. Das trägt wesentlich dazu bei, unsere selbst gesetzten Klimaziele im Bereich Logistik zu erreichen. Durch die verkürzten Transportwege können wir unseren CO2e-Fußabdruck in der Logistik nachhaltig senken.
Auch das Gebäude selbst erfüllt hohe Nachhaltigkeitsstandards und soll die Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erhalten. Etwa durch den Einsatz von insgesamt 32 modernen Luftwärmepumpen, lokal produziertem Strom aus einer Photovoltaikanlage mit knapp 24.000 Solarmodulen auf dem Dach sowie dem Einsatz von klimaschonenden Materialien beim Bau. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass der Boden nicht zu stark versiegelt wird und Wasser mithilfe von Grünflächen in den Boden gelangen kann. Mit Nistplätzen für Turmfalken und Singvögel, Totholzflächen für Insekten, der Anlage von Obstbaumflächen sowie einem Teich für lokal ansässige Biber wird auch der lokalen Artenvielfalt Rechnung getragen.
Daneben setzen wir uns für die effiziente Auslastung von Fahrzeugen ein. Dabei spielen vor allem die Palettenladehöhen eine entscheidende Rolle. Für eine nachhaltigere Logistik arbeiten wir in Deutschland gemeinsam mit Partnern daran, die Umstellung auf Paletten nach dem europäischem EUL1-Standard voranzutreiben. Diese sind 15 cm höher als die bisherige Variante und können trotzdem in den LKWs gestapelt werden. Durch die optimale Laderaum-Ausnutzung sind 17 % mehr Ladung möglich. Im multicube osthessen können wir dieses Transportmodell erstmals im Food-Segment bei Nestlé in Deutschland anbieten. Damit gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung einer flächendeckenden Umsetzung des effizienteren Standards in Deutschland. Auch bei unseren werksnahen Logistikzentren arbeiten wir daran, sie daran anzupassen.
Weitere Initiativen, die auf unsere Umwelt- und Klimaziele einzahlen, betreffen die optimale Kombination von LKW- und Bahnverkehr. So transportiert etwa S.Pellegrino 80 % des Mineralwassers von Italien nach Deutschland mit dem Zug. Nur für die letzten Kilometer bis zum Zielort kommen LKW zum Einsatz. Bei unserem Logistikdienstleister Ansorge werden beim Transport von Produkten von Thomy und Nestlé Nutrition zwischen dem Werk Biessenhofen in dem Logistikzentrum in Singen E-LKW eingesetzt.
Die Tiernahrung von Purina liefert Ansorge ebenfalls seit November 2023 per E-Truck an das Distributionszentrum eines Großkunden in Feuchtwangen. Und auch unser Dienstleister EuLog, der für die Fahrten zwischen dem Purina-Werk in Euskirchen und dem Zentrallager in Worms zuständig ist, setzt seit Ende 2023 einen E-Truck auf dieser Strecke ein. Das Distributionszentrum Worms verfügt seit April 2023 über eine Ladesäule für E-Trucks. Sie wurde auf dem Parkplatz positioniert, sodass die LKWs während des Be- und Entladeprozesses des Trailers aufgeladen werden können.
Im Logistikzentrum Singen wurden außerdem Parkplätze mit Bäumen bepflanzt. Und am Standort Lüdinghausen haben wir gemeinsam mit unserm Dienstleister GEODIS und Expert:innen des NABU Münsterland neben Bienenstöcken, Insektenhotels und Grünstreifen 2023 auch einen Naturteich als Wasserquelle und Lebensraum für Tiere und Pflanzen angelegt. Weitere Projekte sind geplant.
Klimafreundlichere Produkte
Wir wollen Menschen bei einer stärker pflanzenbetonten Ernährung unterstützen – beispielsweise setzen wir uns mit der Nestlé „Klima-Diät“ für eine klimafreundlichere Ernährung ein. Die „Klima-Diät“ zielt darauf ab, den persönlichen CO2e-Fußabdruck zu reduzieren und damit einen Mehrwert für den Planeten zu schaffen. Sie umfasst verschiedene Formate, die alle Aspekte einer klimabewussten und ausgewogenen Ernährung abdecken. Zum Beispiel bewertet ein Online-Tool des Ernährungsstudio by Nestlé, der Klima-Diät Checker, die Klimafreundlichkeit und Ausgewogenheit der eigenen Ernährung und gibt individuelle Tipps und Rezeptvorschläge.
Daneben setzen wir den Innovationskurs bei der Gestaltung unseres Produktportfolios weiter fort. Das tun wir unter anderem, indem wir leckere pflanzenbasierte Produkte anbieten. Das wachsende Angebot an vegetarischen und veganen Produkten trägt zu unserem Ziel bei, bis 2050 die „Grüne Null“ zu erreichen. Beispielsweise steht seit Herbst 2023 eine vegane Variante der beliebten Maggi Ravioli im Supermarktregal. Die Maggi Veg Ravioli Bolognese mit einer pflanzlichen Soja-Hackfleischalternative setzt auf natürlichen Zutaten. Maggi ist damit der erste Anbieter von Dosen-Ravioli mit Fleischersatz im deutschen Handel.
Thomy hat 2023 außerdem eine komplett pflanzliche Alternative seiner bekannten Mayonnaise entwickelt. Die vegane Mayonnaise kommt ohne Ei aus und ist seit Januar 2024 im Handel zu finden. Im Mittelpunkt der Rezeptur stehen natürliche Zutaten. Darüber hinaus sind keine Zusatzstoffe oder Konservierungsmittel enthalten. Ackerbohnen-Eiweiß ersetzt die Eier in der neuen Mayonnaise und sorgt zusammen mit dem enthaltenen Sonnenblumenöl für eine cremige Konsistenz. Thomy baut das vegane Produktsortiment fortlaufend aus. Neben der veganen Mayonnaise können Veggie-Fans auf pflanzliche Sauce-Hollandaise-Varianten sowie auf die Vegan Burger Sauce und die Vegan Garlic Sauce der Feinkostmarke zugreifen.
Mit den neuen veganen Visch-Filets hat Garden Gourmet, die Veggie-Marke von Nestlé, im Oktober 2023 gezielt ihr Fisch-Segment erweitert. Denn immer mehr Menschen verzichten neben Fleisch auch bewusst auf Fisch1. Das wird auch beim Garden Gourmet Thun-Visch deutlich, der innerhalb von vier Monaten zur Nummer eins in der Kategorie der Fischersatzprodukte wurde2. Mit den veganen Visch-Filets bietet Garden Gourmet nun auch eine vegane Alternative zu panierten Fischfilets auf Basis von Weizen und Erbsen aus Europa an. Auch sie kommen ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern, Konservierungsstoffen oder Farbstoffen aus. Außerdem sind sie reich an Proteinen und enthalten Omega-3.
Auch Tierhalter:innen legen bei der Wahl der Tiernahrung vermehrt Wert auf Nachhaltigkeit. Mit dem Katzenfutter der Marke One DualNature hat Purina 2023 erstmals eine CO2e-reduzierte Produktreihe auf den Markt gebracht. Im Vergleich zu 2019 konnten die CO2e-Emissionen bei Purina One DualNature um 15,7 % reduziert werden.
Um das zu schaffen, ist Purina ganzheitlich vorgegangen. Einerseits wurde die Rezeptur verändert. Zutaten mit hoher CO2e-Belastung wurden durch solche mit geringerer Klimabelastung ersetzt. Daneben wurde die Logistikkette effizienter gestaltet und die Verpackung besteht nun aus einem einheitlichen, recyclebaren Kunststoff (weitere Details finden sich hier). Darüber informiert die Marke unter anderem im öffentlichen Raum. Einige Bushaltestellen in Düsseldorf und Berlin wurden in Zusammenarbeit mit WallDecaux komplett im Design von Purina umgestaltet.
Orientierung für Verbraucher:innen zur Unterstützung umweltbewussterer Entscheidungen
Nestlé Deutschland ist Gründungsmitglied der Initiative „Together for Carbon Labelling“ (TCL) für mehr CO2e-Transparenz in der Lebensmittelindustrie. Ziel von TCL ist es, einen standardisierten Ansatz für eine transparente CO2e-Kennzeichnung zu entwickeln, um Verbraucher:innen bei einer klimafreundlicheren Kaufentscheidung zu unterstützen
Seit der Gründung von Together for Carbon Labelling sind weitere Unternehmen beigetreten. Wissenschaftler:innen und Expert:innen unterstützen und beraten die Initiative. 2023 hat TCL eine dreiteilige Workshop-Reihe durchgeführt. Bei dieser wurden die Perspektiven von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zur Umweltkennzeichnung beleuchtet. Vor allem die Schaffung einer einheitlichen Datengrundlage für den deutschen Markt, beispielsweise nach Vorbild der französischen Agribalyse-Datenbank, haben die teilnehmenden Expert:innen dabei als wichtige Grundvoraussetzung ausgemacht.
Wie ist TCL entstanden? Im September 2020 hat Oatly eine Petition für eine CO2e-Kennzeichnung auf Lebensmitteln initiiert. Gemeinsam mit weiteren Unternehmen hat auch Nestlé Deutschland die Petition unterstützt. Sie forderte den Deutschen Bundestag auf, sich für wissenschaftlich fundierte Kriterien und eine einheitliche Methodik einzusetzen. Rund 57.000 Bürger:innen hatten unterzeichnet. Doch auch ein Jahr später lag noch keine Antwort vom Petitionsausschuss des Bundestages vor. Deshalb haben wir 2021 gemeinsam mit Oatly, FRoSTA und mymuesli sowie der Global Impact Alliance und COBIOM die Initiative „Together for Carbon Labelling“ (TCL) für mehr CO2e-Transparenz in der Lebensmittelindustrie gegründet. |
Anke Stübing
Leiterin Corporate Social Responsibility
bei Nestlé Deutschland
„Eine einheitliche CO2e-Kennzeichnung, am besten auf EU-Ebene, ist ein guter erster Schritt. Mittelfristig wünschen wir uns ein Label mit einfachen und klaren Angaben zu den Umweltauswirkungen eines Produktes. Das zu erreichen ist nicht einfach, aber machbar.“
Unser langfristiges Ziel: eine ganzheitliche Umweltkennzeichnung
Auf Lebensmittelverpackungen finden sich zahlreiche Labels, Kennzeichnungen und Scores mit Umweltaussagen – sowohl in Deutschland als auch international. Während sich einige auf einzelne Aspekte wie die CO₂e-Bilanz fokussieren, nehmen andere mehrere Einflussfaktoren in den Blick. Doch die Vielfalt der Kennzeichnungsarten und deren oft nicht ausreichend nachvollziehbare Methodik und Datengrundlage erschweren die Einordnung der tatsächlichen Umweltauswirkungen.
Mit dem Nutri-Score auf der Verpackung ist es gelungen, Verbraucher:innen auf einen Blick eine Orientierung zur Nährwertqualität eines Produktes zu geben. Doch wie können Verbraucher:innen unterstützt werden, wenn es darum geht, die Auswirkungen von Lebensmitteln auf die Umwelt möglichst ganzheitlich zu erfassen? Dieser Frage gehen wir seit 2021 auf europäischer Ebene gemeinsam mit verschiedenen Handelsunternehmen und Markenherstellern unter dem Dach der unabhängigen Non-Profit-Organisation Foundation Earth nach. Als wissenschaftliche Partner:innen sind unter anderem die University Belfast und die Wageningen University sowie die Wissenschaftsinstitute EIT Food, Blonk Consultants und das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik Teil des Forschungsprojekts.
Im März 2023 hat Foundation Earth eine neue Methodik zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Lebensmitteln und Getränken vorgestellt. Sie baut auf dem Umweltfußabdruck (PEF) der Europäischen Kommission auf. Denn dieser kommt einem europaweit harmonisierten Standard bisher am nächsten.
Allerdings lassen sich mit dem PEF keine Primärdaten aus Lieferketten integrieren. Das hat zur Folge, dass verschiedene Wertschöpfungsketten, die das gleiche Lebensmittel produzieren, nicht miteinander verglichen werden können – es kann also nicht differenziert werden, ob der Anbau des Lebensmittels beispielsweise konventionell, ökologisch oder mit regenerativen Praktiken erfolgt ist. Außerdem sind wesentliche Teile des PEF-Berechnungsprozesses nicht konkret genug definiert worden. Damit können PEF-Analysen derselben Wertschöpfungskette aufgrund unterschiedlicher Regelauslegungen zu verschiedenen Ergebnissen führen. Diese Schwächen adressiert die neue Methodik von Foundation Earth. Außerdem ermöglicht sie sowohl Vergleiche zwischen verschiedenen Lebensmittelkategorien als auch innerhalb derselben Kategorie. Als Open Source-Lösung ist die Methodik zudem zur freien Nutzung konzipiert und soll in den nächsten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt werden.